Donnerstag, 25. April 2024

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Zollfreilager und Geldwäsche
Das System des Vertuschens auf dem Kunstmarkt

In Kunst werden Millionen investiert. Woher das Geld stammt, ist dabei häufig unklar. Der Kunstmarkt eigne sich gut für Geldwäsche, weil es keine objektiven Preise gebe, sagte die Schweizer Rechtsanwältin Monika Roth im Dlf. Vor allem Briefkastenfirmen, Zollfreilager und fehlende Regulierungen seien problematisch.

Monika Roth im Gespräch mit Carsten Probst | 08.04.2018
    Kunstmesse in Moskau
    Auf Kunstmessen und -auktionen käme zwar niemand mehr mit einem Geldkoffer, so Monika Roth - woher das Geld für einen Kauf stamme, sei dennoch nicht immer klar (picture alliance/dpa/Foto: Sergei Fadeichev)
    Die Enthüllungen der "Panama Papers" haben 2016 auch den internationalen Kunstmarkt betroffen: Demnach wurden Briefkastenfirmen dafür benutzt, ganze Kunstsammlungen zu verstecken oder mit illegalen Kulturgütern zu handeln. Darüber hinaus klar, wie einfach Kunstkäufe der Geldwäsche dienen können.
    Immer wieder führen Spuren solcher Machenschaften in die Schweiz mit ihren mehr als zweihundert sogenannten Zollfreilagern und offenen Kunstlagern, in denen Kunst unversteuert und unverzollt zwischengelagert wird.
    "Geldwäsche ist Storytelling"
    Zwar komme niemand mehr mit einem großen Koffer voller Bargeld zur Auktion, aber die Herkunft der Gelder, mit denen Kunst erworben werde, sei oft nicht ersichtlich, meint die Schweizer Rechtsanwältin Monika Roth. Damit bleibe oft auch unbekannt, wer hinter einem Kunstkauf steckt.
    Jemand, der Geld aus Verbrechen im Wirtschaftskreislauf einbringen will, der könne eine Story erfinden, wie er zu diesem Geld gekommen ist: "Geldwäsche ist Storytelling", sagte Roth. Die großen Akteure, beispielsweise Staatschefs aus korrupten Staaten, hätten Anwälte und Treuhändler, die sich um ihre Geschäfte kümmern würden.
    Monika Roth ist Rechtsanwältin und auf Finanzmarktrecht und Compliance-Regelungen in der internationalen Wirtschaft spezialisiert. In einer Untersuchung über den heimischen Kunstmarkt kam sie zu dem Schluss, dass hier kriminelle Machenschaften nach wie vor systematisch begünstigt werden und unklare Geldflüsse an der Tagesordnung seien.
    Der Kunstmarkt eigne sich sehr gut zur Geldwäsche, weil es gar keine objektiven Preise gebe. Über Briefkastenfirmen oder Sitzgesellschaften würden Kunstsammlungen gehalten und in Zollfreilagern gelagert - mit dem einzigen Zweck zu verschleiern, wem die Sammlungen wirklich gehören.
    Widerstand gegen eine Regulierung des Kunstmarktes
    Maßgebliche Akteure in der Schweiz würden keine Regulierung wollen, "die diesen Namen verdient". Die Lobby, die Regulierung verhindern wolle, sei indes sehr stark. Würde man die Regulierung des Kunstmarktes konsequent durchsetzen, wären gewisse Geschäfte auch gar nicht mehr möglich, so Roth. Dann tummle man sich lieber im unregulierten Markt.
    Das Kulturgütertransfergesetz sei zwar 2003 gegen erheblichen Widerstand eingeführt worden, werde zum Teil aber noch immer nicht umfassend durchgesetzt. Es fehle an Sensibilisierung in der Branche.