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Zu viel Saft im Püree

Smoothies, Mixgetränke aus Fruchtpüree und Saft, vermitteln das sanfte Gefühl, auf natürliche Weise, ohne viel Schnibbeln und auch noch schmackhaft etwas gutes für die Gesundheit zu tun - das lassen sich die Hersteller auch extra bezahlen. Doch der Aufpreis lohnt sich nicht bei allen Sorten.

Von Stephanie Grimme | 07.03.2012
    Smoothies sind lecker, praktisch und gesund. So lautet das Versprechen der Lebensmittelindustrie. Aber können Smoothies wirklich frisches Obst ersetzen?

    Ein Supermarkt in Essen. Das Kühlregal mit den Smoothies steht mitten in der Obst- und Gemüseabteilung. Ein Mann hat gerade Bio-Kartoffeln, Bio-Möhren, ein paar Kiwis und Bananen in seinen Wagen gepackt. Jetzt steuert er gezielt auf die Smoothies im Kühlregal zu.

    "Eigentlich immer, wenn ich hier reingehe. Man kommt hier an dem Regal vorbei und es ist sehr verlockend, ja. Lecker."

    Gleich danach stürmt ein kleines Mädchen auf das Smoothie-Regal zu, schnappt sich zwei von den kleinen, gelben Fläschchen und rennt zu seiner Mutter.

    "Kann ich den Smoothie haben, Mama? Bitte!"

    Das Kind muss nicht lange quengeln. Schließlich seien Smoothies ja gesund, sagt die Mutter.

    Das suggeriert zumindest die Verpackung: 100 Prozent Frucht werden versprochen. Die Glasflaschen sehen hochwertig aus. Auf ihnen steht eine Skala, ähnlich wie bei einem Messbecher. Die Hersteller wollen genau angeben, wie viel von jeder Frucht im Smoothie steckt. Etwa Maracuja, Mango, Banane, Kiwi oder Apfel. Und so bekommt der Kunde das Gefühl, eine Menge guter Früchte zu sich zu nehmen. Doch bei manchen Smoothies trügt der Schein. Das meint Nora Dittrich, Ökotrophologin bei der Verbraucherzentrale NRW, wo die Smoothies gründlich überprüft wurden.

    "Eine unserer Forderungen ist, dass ein Smoothie aus Fruchtstücken und/oder Püree bestehen sollte und das der Fruchtsaftanteil in einem Smoothie weit unter 50 Prozent sein sollte. Allerdings haben wir ja diese Markterhebung durchgeführt und da kam zutage, dass über die Hälfte der Smoothies, die wir gecheckt hatten, mehr als 50 Prozent Saft enthielten. Spitzenreiter war ein Smoothie, der zu 100 Prozent aus Saft bestand."

    Und das ist dann ein extrem teurer Saft. Immerhin kosten Smoothies gern schon mal zwei Euro oder mehr. Für gerade einmal 250 Milliliter. Wer auf solche Mogelpackungen nicht reinfallen will, der sollte das Kleingedruckte auf der Verpackung lesen, rät Dittrich:

    "Nach Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte ein Smoothie über 50 Prozent an Fruchtpüree und Fruchtstücken enthalten. Es gibt durchaus Smoothies da ist das der Fall. Aber es gibt auch Smoothies, da ist das nicht der Fall. Deswegen der Tipp an den Verbraucher: Auf die Zutatenliste schauen und wirklich gucken: Aus was besteht denn der Smoothie?"

    Aber aufgepasst: Manchmal werden Püree und Saft auf der Zutatenliste zusammengefasst, sodass nicht erkennbar ist, wie hoch der Püree-Anteil nun wirklich ist. Solche Säfte würde Nora Dittrich nicht kaufen.

    Stellt sich die Frage: Ist ein richtig guter Smoothie ein guter Obst-Ersatz? Nicht ausschließlich, meint Dittrich.

    "Die allgemeine Ernährungsempfehlung lautet so, dass man fünf Portionen(*) Obst- und Gemüse am Tag essen soll, davon zwei Portionen Obst, drei Portionen Gemüse, und es ist durchaus machbar, dass man eine Portion Obst auch durch einen Saft oder Smoothie ersetzen kann. Man sollte es aber nicht ständig machen, da die unverarbeitete Frucht doch noch die beste Variante ist."

    Dem Smoothie fehlen vor allem Ballaststoffe, sagt die Verbraucherschützerin, weil meist nur Teile der Früchte gepresst werden.

    Aber für dieses Problem gibt es eine Lösung: Smoothies einfach selber machen! Das geht schneller und leichter als man denkt und man braucht auch keine teure Saftpresse. Einfach eine Banane, zwei, drei Apfelsinen schälen, vielleicht eine Kiwi oder eine Viertelananas dazu und mit dem Pürierstab pürieren. Dann ein bisschen Apfel-, Orangen- oder Traubensaft reingießen, umrühren - fertig.

    (*) Anm. d. Red.: An dieser Stelle wurde die irrtümlich verwendete Einheit "Prozent" durch "Portionen" ersetzt.