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Zu wenig Gelder für Freiburger Zukunftsinstitut

Erst exzellent, dann nicht mehr exzellent: Das ist das Schicksal der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Deshalb wurden zusätzliche Forschungsmittel gestrichen. Das bringt das Freiburger Institute for Advanced Studies, kurz FRIAS, in existenzielle Schwierigkeiten.

Von Thomas Wagner | 09.07.2013
    Eine ruhige Wohngegend in Freiburgs Westen. FRIAS steht auf dem dreigeschossigen Flachdachbau, der vom Aussehen her an eine Schule erinnert. Ob die Aufschrift auch noch in einem Jahr zu lesen ist?

    "Sie werden sie hoffentlich noch lange sehen, über mehrere Jahre hinweg. Und Sie werden erleben, dass dieses Haus voller Wissenschaftler ist, die ihre Freiräume in der Wissenschaft suchen."

    Professor Gunther Neuhaus ist Prorektor für Forschung an der Universität Freiburg und hat sich einem ehrgeizigen Ziel verschrieben: FRIAS soll nicht sterben. FRIAS - das steht für "Freiburg Institute for Advanced Studies". Dort konnten sich bisher 60 Wissenschaftler aus aller Welt frei von Lehrverpflichtungen und Einschränkungen der Forschung und dem wissenschaftlichen Gedankenaustausch widmen. Doch nun ist klar: FRIAS wird in seiner bisherigen Form nicht weiter bestehen. Denn das Institut wurde mit über acht Millionen Euro jährlich aus jenen Fördermitteln finanziert, die die Universität Freiburg als "exzellente Universität" zusätzlich überwiesen bekam. Allerdings: Im Sommer des vergangenen Jahres verlor die Freiburger Uni diesen Titel wieder, damit auch die Fördermittel. Deshalb hat auch FRIAS seine Finanzierungsgrundlage verloren, obwohl es im Zusammenspiel mit der Universität Freiburg zu einem wichtigen Baustein im Forschungsbetrieb geworden ist. Untergliedert ist es nach US-amerikanischem Vorbild in vier "Schools", zwei davon sind naturwissenschaftlich, zwei weitere geistes- und sozialwissenschaftlich ausgerichtet. Carsten Dose ist Geschäftsführer von FRIAS:

    "Wir sind doch sehr überzeugt, dass wir nachweisen können, dass das Angebot einen wirklichen Mehrwert für viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat. Und wir weisen das nach durch die Forschungsergebnisse und durch die neuen Vernetzungen zwischen Freiburg und vielen andere Universitäten in der Welt, die hervorragende Karriereentwicklung unserer Nachwuchswissenschaftler."

    Nun, nachdem die finanzielle Basis für das Institut weggefallen ist, stellt sich für die Universität Freiburg die Frage: Wie soll es weitergehen mit FRIAS? Vor allem aber:

    "Ist das FRIAS ein Mehrwert für die Universität? Und das waren offene Diskussionen mit der Universität. Und die Universität mit ihren Gremien hat beschlossen: ja, aber bei einer externen Finanzierung."

    So Prorektor Gunther Neuhaus. Demnach will die Uni Freiburg FRIAS zwar erhalten, aber dafür kein zusätzliches Geld ausgeben. Hier hofft FRIAS-Geschäftsführer Carsten Dose auf Hilfe vom Land Baden-Württemberg:

    "Die Universität hat das Land gefragt, ob das Institut mit seiner wissenschaftlichen Reputation weiterhin eine Förderung vom Land erhalten kann. Und ich wünschte mir natürlich, dass das Land da positiv entscheidet."

    Damit dies dem Land nicht allzu schwer fällt, soll FRIAS zukünftig weitaus weniger kosten als in der Vergangenheit. Die Rede ist von einem abgespeckten FRIAS II, das zukünftig mit einem Jahresetat von etwas über vier Millionen Euro auskommen könnte. Dies soll unter anderem durch eine Strukturreform erreicht werden. Dazu gehört die Auflösung der vier eigenständigen "Schools": Sie sollen durch interdisziplinäre Arbeits- und Forschungsgruppen zu bestimmten Themenfeldern ersetzt werden. Und: FRIAS soll zukünftig viel stärker als bisher mit der Forschung an der Universität Freiburg verzahnt werden.

    "Wir fördern auch zukünftig Schwerpunkte. Aber diese werden flexibler sein. Wir haben bisher schon die Lehre im Blick gehabt und werden dies durch das systematische Einladen von ausländischen Wissenschaftlern auch für Summer Schools oder für spezielle Seminare für Studierende noch weiter fortführen."

    Damit reagiert die Universität Freiburg auf die Kritik des Deutschen Wissenschaftsrates am FRIAS-Konzept: Das Institut arbeite zu autonom, zu abgehoben von der Universität, ließ der Wissenschaftsrat vor der jüngsten Exzellenzrunde wissen - ein Einwand, dem die Universität die Neukonzeption entgegensetzt. Dabei setzt sie auch auf grenzüberschreitende Zusammenarbeit, zum Beispiel mit dem "Institute for Advanced Study" der University of Strassbourg.

    "Jetzt im Oberrhein-Gebiet gibt es diese Initiative Oberrhein-Campus, wobei das FRIAS-Institut mit seinem Partnerinstitut in Strassbourg erstmals über Grenzen hinweg gemeinsame Fellowships ausgeschrieben hat. Dies ist auch ein kleiner Schritt in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Oberrheingebiet mit den gesamten Universitäten, weil hier eine akademische und geistige Power vorhanden ist, die bis jetzt so noch nicht genutzt worden ist."

    Das baden-württembergische Ministerium für Wissenschaft und Kunst begrüßt auf Anfrage von "Campus und Karriere" die Neukonzeption für das FRIAS in Freiburg. Man unterstütze die Weiterführung des Institutes und sei auch bereit, einen finanziellen Beitrag dazu zu leisten – allerdings nur dann, wenn auch der Bund weiterhin Fördermittel zur Verfügung stellt. Die Gespräche darüber, wer zukünftig wie viel zum Fortbestand des FRIAS beisteuert, dauerten noch an, hieß es dazu heute in Stuttgart.