Dienstag, 19. März 2024

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Zukunft der Großbank
Positive Signale bei der Commerzbank

Geschäft digitalisieren, Wachstum organisieren: Commerzbank 4.0 heißt die Strategie, auf die sich die Großbank aktuell fokussiert. Mit positiven Effekten: 120.000 Privatkunden wurden gewonnen, Zuwächse gab es zudem bei den Firmenkunden. Nicht so erfreulich: Die Erträge rutschten im ersten Quartal ab.

Von Brigitte Scholtes | 22.05.2019
Fensterputzer am Gebäude in Frankfurt
Nach der gescheiterten Fusion mit der Deutschen Bank sucht die Commerzbank neue Wege in die Zuk (AP Photo/Michael Probst)
Die Commerzbank hat ein bewegtes Jahr hinter sich: Der Abstieg aus der ersten Börsenliga in den MDAX, ein weiter schwieriges Umfeld im Bereich der Niedrigzinsen, ein niedriger Aktienkurs - und schließlich war da ja in den letzten Monaten noch das abgesagte Zusammengehen mit der Deutschen Bank. Dass diese Fusion nicht zustande gekommen ist, das finden die meisten Anteilseigner richtig. Von mehr Interesse ist es, wie die Commerzbank sich die Zukunft vorstellt:
"Ich denke, es wird für die Commerzbank irgendwann eine andere Lösung geben. Ich denke, dass wir noch etwas hören werden über die Zukunft, wie es weitergehen soll, und wie vielleicht dieser staatliche Einfluss abgebaut werden kann dann wieder, ohne dass man die nächste Großbank bastelt, die dann im Zweifel noch größere Probleme bringt."
Strategie möglicherweise nachschärfen
Commerzbank-Chef Martin Zielke rechtfertigte sich nochmals für diese Gespräche, sie seien aus vielen Gründen richtig und wichtig gewesen:
"Zum einen haben sie uns darin bestätigt, dass wir bereits sehr vieles richtig machen und die passende Strategie haben. Zum anderen haben wir sehr viel Vertrauen und Zuspruch durch unsere Kunden erfahren. Die Gespräche haben aber auch gezeigt, wo wir möglicherweise unsere Strategie nachschärfen sollten. Im Herbst können wir Ihnen hierzu mehr sagen."
Bis dahin müssen die Aktionäre sich wohl gedulden. Noch also gilt die Strategie Commerzbank 4.0, nach der die Bank sich fokussieren will, ihr Geschäft digitalisieren und Wachstum organisieren will. Wachstum - das gelingt ihr auch, so hat sie allein im ersten Quartal 120.000 neue Privatkunden hinzugewonnen, deutlich mehr als im Vorjahr, ebenfalls verzeichnete sie einen Zuwachs bei den Firmenkunden.
"Auch bei den Kosten kommen wir voran. Trotz Investitionen in unsere Strategie und erneut steigender Pflichtbeiträge haben wir die Kosten gesenkt. Unsere Kostenziele bleiben daher unverändert. Doch mit der erreichten Profitabilität sind wir nicht zufrieden. Hier können und müssen wir mehr erreichen. Diesem Ziel hat sich der Vorstand verschrieben."
Mehr Steuern als im Jahr zuvor gezahlt
Denn im ersten Quartal waren die Erträge der Bank gesunken, zudem musste sie mehr Steuern zahlen als ein Jahr zuvor. Zum "Wachstum verdammt" sei die Bank wegen dieser Strategie im Niedrigzinsumfeld, mahnte Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz:
"Die Bank hat natürlich das Problem, dass sie auf der einen Seite ein wenig margenträchtiges Kerngeschäftsfeld sich ausgeguckt hat und auf der anderen Seite die Kosten noch immer relativ hoch sind. Ich meine, wir reden über knapp 84 Cent pro Euro, die ausgegeben werden müssen, das ist im internationalen Vergleich noch sehr hoch."
Doch nicht nur die reinen Kosten und die Unternehmensstrategie waren Thema der Aktionäre. Die Commerzbank solle auch über die Finanzierung von Rüstungsunternehmen nachdenken, mahnte Barbara Happel vom Dachverband kritischer Aktionäre:
"Sie finanziert zum Beispiel weiter Rüstungskonzerne wie Rheinmetall oder BAE Systems, die aktuell weiterhin Waffen an Saudi-Arabien liefern, die in den Jemenkrieg liefern. Und das halten wir für unverantwortlich, gerade weil auch die Bundesregierung erste Export Restriktionen verhängt hat."
Diese Forderung erhob auch ein Menschenrechtsaktivist aus dem Jemen, der an die Menschlichkeit des Vorstands appellierte. Der will immerhin keine neuen Waffengeschäfte in den Jemen finanzieren, versprach Commerzbank-Chef Zielke.