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Zukunftsfähige Wissenslabore oder Schmalspurausbildung in Sachsen-Anhalt

Als Wirtschafts- und Wissenschaftsministerin sollte Birgitta Wolff die beiden Ressorts miteinander verbinden. Zu den radikalen Sparbeschlüssen des Landes hat sie Zweifel geäußert - und wurde abberufen. Ihr Nachfolger Hartmut Möllring steht nun vor einer Richtungsentscheidung.

Von Christoph Richter | 20.04.2013
    In Sachsen-Anhalt hat eine neue Zeitrechnung begonnen: die Zeit der Finanzminister. Denn der neue Magdeburger CDU-Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Hartmut Möllring war bis vor kurzem Finanzminister in Niedersachsen. Zwei Finanzminister, zwei Männer, die mit hartem Rotstift ein Bundesland regieren, das hat es noch nie gegeben. Und macht es für die Hochschulen in Sachsen-Anhalt sicher nicht einfacher, unterstreicht Jens Strackeljahn, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg:

    "Und da werden wir jetzt mal gucken, ob in der Zukunft, wenn die Sache eher unter monetären Aspekten betrachtet wird, ob wir da noch zum Zuge kommen. Ob wir da noch unsere Positionen ausreichend vertreten sehen."

    Die frühere CDU-Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff konnte mit der permanenten und visionslosen Maxime des Sparens nie viel anfangen. Vielleicht, weil sie selbst Professorin an der Magdeburger Universität ist, die Situation vor Ort bestens kennt. Die Hochschulen seien es, wie sie es in Interviews mehrmals zum Ausdruck gebracht hat, die junge Leute, Innovationen ins Land bringen. Die Wissenschaftslandschaft sei für das Land Sachsen-Anhalt überlebensnotwendig, könne man daher nicht einfach kaputtsparen. Aber: Ratschläge, andere Auffassungen würden vom Ministerpräsidenten Reiner Haseloff nicht geduldet, sagt Wissenschaftlerin und Ex-Ministerin Birgitta Wolff. Eine Vorgehensweise, die sie zutiefst irritiert.

    "Es tut mir leid, dass der Widerspruch anscheinend nicht als sachlicher Diskussionsbeitrag geschätzt worden ist. Ich stamme auch aus Arbeitsumgebungen, wo Probleme so gelöst werden. Aber offensichtlich wird hier ein anderer Stil erwartet."

    Mit Birgitta Wolff wurde die vielleicht weltläufigste Ministerin im Kabinett Haseloff entlassen. Immerhin hat die habilitierte Betriebswirtschaftlerin in München, Witten/Herdecke und Harvard studiert. Im Jahre 2000 übernahm sie den Lehrstuhl für BWL, Internationales Management an der OvG Uni Magdeburg. Rufe an andere Unis hat sie immer abgelehnt. Sie wusste um die Wichtigkeit der Hochschulen für das Land Sachsen-Anhalt.

    "Da ist mein grundsätzliches Problem, dass wir eine grundsätzliche Innovationsstrategie im Land verfolgen, wenn wir dann aber andererseits Dinge beschließen, die das deutlich zu konterkarieren scheinen. Dann habe ich damit einfach ein Problem. Und ich kann mich dann nicht dahingehend verbiegen, dass ich dass nicht sage."

    Für die Hochschullandschaft Sachsen-Anhalt stehen schwierige Zeiten bevor, die durch die Entlassung von Birgitta Wolff sicher nicht einfacher geworden sind. Denn die Landesregierung – auch der neue Wissenschaftsminister Hartmurt Möllring - wird sich entscheiden müssen, ob man zukünftig innovative, zukunftsfähige Wissenslabore will oder doch eher Schmalspurausbildung.