Donnerstag, 18. April 2024

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Zum Auftakt der 69. Berlinale
"Das Private ist politisch"

Der letzte Berlinale-Wettbewerb unter Dieter Kosslick soll zeigen, wie die große Politik im Leben Einzelner ihre Spuren hinterlässt. Auch das Festival selbst positioniert sich: Im Wettbewerb läuft ein Netflix-Film, und in Sachen Geschlechtergerechtigkeit ist die Berlinale vorbildlich.

Maja Ellmenreich im Gespräch mit Anja Reinhardt | 07.02.2019
    Letzte Runde für den Chef: Dieter Kosslick bei der Pressekonferenz der Berlinale
    Letzte Runde für den Chef: Dieter Kosslick bei der Pressekonferenz der Berlinale (imagoo/snapshot photography/F.Boillot)
    Das Motto des diesjährigen Berlinale-Wettbewerbs hat Noch-Chef Dieter Kosslick von der Frauenbewegung der späten 1960er ausgeliehen: "Das Private ist politisch." Eigentlich eine filmische Binsenweisheit, sagt Dlf-Kulturredakteurin Maja Ellmenreich: Schließlich zeige die Mehrheit der Filme private Situationen vor dem jeweiligen politischen Hintergrund. Und doch trifft der Satz den Kern erstaunlich vieler Wettbewerbsfilme.
    Sexueller Missbrauch und Ein-Kind-Politik
    Der französische Regisseur François Ozon etwa zeigt in seinem neuen Film, wie erwachsene Männer damit umgehen, vor Jahrzehnten von katholischen Geistlichen sexuell missbraucht worden zu sein. Auch Filmemacher Wang Xiaoshuai aus China greift ein gesellschaftspolitisches Thema auf: In "So long, my son" erzählt er, wie ein Elternpaar unter der Ein-Kind-Politik leidet.
    Netflix-freundliche Berlinale
    Ein Film des Streamingdienstes "Netflix" findet sich auch im diesjährigen Wettbewerb: Isabel Coixets "Elisa y Marcela". Man habe die Zusage, dass der Film für einen Filmstart in Spanien vorgesehen sei, erklärte Dieter Kosslick sein Ja zu Netflix. Damit bleibt er seiner Linie treu, dass die Berlinale ein Festival für das große Kino ist.
    Geschlechtergerechtigkeit
    Vorbildlich zeigen sich die Berliner Filmfestspiele in Fragen der Geschlechtergerechtigkeit: Sieben von 17 Wettbewerbsfilmen wurden von Regisseurinnen gedreht. Die Fachjury unter ihrer Präsidentin Juilette Binoche ist paritätisch besetzt. Und das Festival hat eine neue Untersuchung vorgelegt: Sie zeigt, dass die meisten Gewerke im Filmgeschäft weiterhin in männlicher Hand sind.