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Zum Tag der älteren Generation
Bundesministerin Giffey besucht Über-100-Jährige

Anlässlich des Tages der älteren Generation traf sich Bundesseniorenministerin Franziska Giffey (SPD) mit über 100 Jahre alten Menschen. Giffey sagte, laut einer aktuellen Studie sei Einsamkeit im Alter kein Massenphänomen. Im Gegenteil, immer mehr Menschen könnten auch im hohen Alter teilhaben an der Gesellschaft.

Von Frank Capellan | 04.04.2019
Franziska Giffey (SPD), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, spricht bei der Sitzung des Bundestages zum Starke-Familien-Gesetz.
Die meisten älteren Menschen in Deutschland bleiben laut einer Langzeitstudie bis ins hohe Alter zufrieden: Bundesministerin Franziska Giffey hat den Deutschen Alterssurvey 2017 vorgestellt und traf sich mit Senioren. (dpa/picture alliance/Kay Nietfeld)
"Was kommt nach Kaffee und Kuchen?" – "Gesang!" – Aha, ich dachte ein Eierlikörchen?"
Der 102-jährige Leopold Kuchwalek bringt Franziska Giffey kurz aus dem Konzept, er möchte jetzt singen, wirklich kein Eierlikörchen?
"Ja, wäre nicht schlecht!" – "Wär' nicht schlecht?" – "Sehen Sie, wir haben da mal was vorbereitet!" – "Auweia!"
Ja, sie möchten, Eierlikörchen geht immer, auch wenn man die 100 längst überschritten hat.
Seniorin: "Oder auch zwei, nehmen wir auch!"
Hildegard Schulze lächelt und greift zum Gläschen. Und auch die älteste in der Runde, sagt nicht nein …
"Mit Eierlikör kann man, glaube ich, noch Auto fahren!"
"Ich möchte, so lang es geht, allein bleiben"
Nein, Auto fährt Hildegard Lehmann, immerhin stolze 103 Jahre alt, dann doch nicht mehr. Aber sie ist noch recht gut zu Fuß, nutzt die Berliner Busse und Bahnen. Das weiße Haar sitzt perfekt, für den Besuch bei der Ministerin hat sie sich sogar ein wenig geschminkt. Hildegard Lehmann meistert ihr Leben noch weitgehend selbstständig:
"Ich möchte, so lang es geht, allein bleiben. Die Diakonie kommt zweimal in der Woche, dann kommt eine Saubermache-Frau, mit der ich auch einkaufen gehe."
Damit liegt die Berlinerin im Trend einer aktuellen Altersstudie. Die meisten Menschen bleiben bis ins hohe Alter zufrieden, selbst Einsamkeit beklagen die Befragten nur selten.
Franziska Giffey:
"Diese Langzeitstudie zeigt, dass das Thema Einsamkeit im Alter kein Massenphänomen ist, sondern dass im Gegenteil immer mehr Menschen auch im hohen Alter teilhaben an der Gesellschaft!"
So wie Hildegard Lehmann. Einsam fühle sie sich fast nie. "Für Langeweile habe ich gar keine Zeit", sagt sie lächelnd, "neben meinem Bett liegt doch immer ein Stapel Zeitungen, der noch abgearbeitet werden muss."
Hildegard Lehmann:
"Ich bin unglücklich, dass ich nicht mehr so viel schaffe, dass immer noch eine neue Zeitung kommt. Die 'Funkuhr' Freitagabend möchte ich am liebsten fertig lesen, damit ich Samstag die neue nehmen kann."
Franziska Giffey:
"Frau Schulze, Sie haben ja gesagt, Sie gucken jeden Tag noch Nachrichten. Wie finden Sie denn so die Politik im Moment?"– "Ja, wir haben auch immer unsere Meinung dazu, dass hören Sie bloß nicht!"
Wie aktiv Hochbetagte noch sein können, dafür ist Leopold Kuchwalek bestes Beispiel.
"Wenn Sie jetzt so im Schwimmbad sind – er ist ja noch Schwimmtrainer – dann sind ja aller jünger als Sie?, fragt die Ministerin. "Die sind alle jünger!", antwortet er. "Sind die dann manchmal auch so, dass Sie sagen: Ich kann nicht mehr?" "Nö!"
Ständchen für die Ministerin
Dann erzählt der 102-jährige Schwimmer, dass ihm selbst ältere Herrschaften auf dem Weg zum Sport im Bus ihren Platz anbieten:
"Also ich sage dann manchmal, wissen Sie, ich muss ja wirklich alt aussehen!"
Glück bis ins höchste Alter, dass das möglich ist, beweisen auch Hildegard und Herbert Schulze. 200 Jahre sind beide zusammen alt, und wie lange schon ein Paar?
"Verheiratet 78" – "Und alles prima?" – "Alles prima! Nun jetzt nach den 100 wird es ein bisschen unruhig, wir müssen abwarten, wie es der Herrgott mit uns meint. Man ist auf Warteposition."
Und dann bekommt die Seniorenministerin doch noch ihr Ständchen. Eine der Damen fängt einfach an zu singen. Eine gute Gesundheitsversorgung, sagt sie später, macht das Älterwerden für immer Menschen erträglich. Und als sie von stabiler Absicherung spricht, geht ihr wohl die SPD-Forderung nach der Grundrente durch den Kopf. Und dann äußert die 40-Jährige noch einen ganz persönlichen Wunsch: "Wissen Sie, ich möchte, dass ich mit 100 so fit bin wie Sie!" – "Ach, nicht so schlimm, nur normal bleiben! – "Nur normal bleiben."