Donnerstag, 25. April 2024

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Zum Tod der Sopranistin Mirella Freni
Lieblingssängerin von Karajan

50 Jahre dauerte die Karriere von Mirella Freni. Entdeckt und gefördert von Herbert von Karajan trat die Sopranistin oft mit Luciano Pavarotti auf, einem Freund aus Kindheitstagen. "Sie waren ein Traumpaar der Oper", sagte Musikkritiker Uwe Friedrich im Dlf.

Uwe Friedrich im Gespräch mit Michael Köhler | 10.02.2020
Undatiertes Foto der italienischen Sopranistin Mirella Freni und des Tenors Luciano Pavarotti bei der Inszenierung von Donizettis "La Fille du régiment" an der Mailänder Scala, vermutlich im Februar 1969
Sopranistin und Tenor - Mirella Freni und Luciano Pavarotti in Gaetano Donizettis "Die Regimentstochter" an der Mailänder Scala (picture-alliance/ dpa)
Die Opernwelt trauert um die italienische Sopranistin Mirella Freni. Die Sängerin starb am Sonntag im Alter von 84 Jahren. Sie habe den Namen ihrer Geburtsstadt Modena in die Welt getragen, so der Bürgermeister Gian Carlo Muzzarelli auf Facebook.
Mirella Freni arbeitete mit einigen der größten Namen der Opernwelt zusammen, oft mit dem Tenor Luciano Pavarotti (1935-2007). Er war ein Freund aus Kindheitstagen, kam im selben Jahr ebenfalls in Modena zur Welt. Und die Legende besagt, dass die beiden von derselben Amme gesäugt wurden. Sicher ist: Ihre Mütter arbeiteten zusammen in einer Tabakfabrik.
"Sie waren ein Traumpaar der Oper, weil beide Stimmen wunderbar zusammenpassten", so der Opernkritiker Uwe Friedrich über Mirella Freni und Luciano Pavarotti. Beide hätten "sehr lyrische, schöne Stimmen" gehabt. Freni und Pavarotti seien aus demselben künstlerischen Hintergrund gekommen und in die italienische Opernszene von damals hineingewachsen.
Weltruhm durch Mimi in "La Bohème"
Ihr Debüt als professionelle Opernsängerin gab Mirella Freni 1955 als Micaëla in George Bizets "Carmen" in Modena. Als der Dirigent Herbert von Karajan die junge Freni entdeckte, begann ihre Weltkarriere. Als Mimi in Giacomo Puccinis "La Bohème" sang sie sich 1963 zu Weltruhm. Sie galt als eine der Lieblingssängerinnen Karajans und wurde von ihm gefördert.
Dass sich die Sopranistin eine gewisse Naivität in der Tongebung bis in die späten Jahre hinein erhalten hat, findet Musikkritiker Uwe Friedrich besonders bemerkenswert - "eine Jugendlichkeit, eine Frische wie ein Staunen über ihre Rolle." Durch die Unmittelbarkeit konnte Mirella Freni das Publikum immer wieder sofort erreichen.
Leichtigkeit und Natürlichkeit in der Stimme
Uwe Friedrich sieht Mirella Freni als Gegenbild zu Maria Callas. So habe die Freni dem "Ausdrucks-Druck" der Callas eine ungeheure Leichtigkeit und eine natürliche Phrasenbildung entgegengesetzt. Nach einer 50-jähriger Karriere zog sich Mirella Freni im Jahr 2005 zurück. Sie blieb allerdings weiterhin als Lehrerin tätig und ist bis heute - nicht nur für ihre Schülerinnen und Schüler - ein Vorbild.
Biografie von Mirella Freni

- geboren am 27. Februar 1935 in Modena als ältestes von vier Kindern und
Enkelin der Sopranistin Valentina Bartolomasi
- 1955 Debüt als Micaëla in George Bizets "Carmen" in Modena
- 1958 Sieg beim Gian Battista Viotti-Wettbewerb in Vercelli
- 1959 Engagement an der Niederländischen Oper in Amsterdam
- 1963 erster Auftritt als Mimi in Giacomo Puccinis "La Bohème"
an der Mailänder Scala
- Entdeckung und Förderung durch den Dirigenten Herbert von Karajan
- 1976 USA-Tournee mit Auftritten u.a. als Susanna in "Die Hochzeit des Figaro"
von Wolfgang Amadeus Mozart an der New Yorker Met
- Schallplattenaufnahmen in Auftrittspausen, z.B. Giuseppe Verdis "Requiem"
und Giacomo Puccinis "Madame Butterfly"
- 2002 Eröffnung der Saison an der New Yorker Met als "Fedora" in der gleichnamigen Oper von Umberto Giordano
- 2005 Ende der Sängerinnen-Karriere
- 2007 Kommentierung der Live-Übertragung der Trauerfeier für Luciano
Parvarotti in der RAI
- gestorben am 9. Februar 2020 in Modena