"Für ihn war das Lehren an der Universität genauso wichtig, wie das Vermitteln von Geschichte in eine Öffentlichkeit hinein, die mit Geschichte umgehen sollte. Er hat das in die Gesellschaft versucht hineinzubringen", sagte Andreas Nachama, Leiter der "Topographie des Terrors" in Berlin, der lange mit Reinhard Rürup zusammengearbeitet hat. Die Gedenkstätte, die mitten in Berlin liegt, war Rürups zentrales Anliegen in den letzten drei Jahrzehnten, denn hier hatten Gestapo, SS und das Reichsicherheitshauptamt ihre Hauptquartiere. Ihm sei es wichtig gewesen, dass die Menschen heute diese Verbindung sehen könnten: Der Ort, von dem der Terror ausgegangen war, lag mitten in Berlin.
Geschichte mit Blick auf die Quellen
Reinhard Rürup, 1934 geboren, wuchs in Ostwestfalen auf, wo er auch die Zeit des Nationalsozialismus erlebte. Seine Kindheitserfahrungen hätten sicher auch dazu beigetragen, sich mit dem 20. Jahrhundert und vor allem mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen, so Nachama. Ab 1967 lehrte Rürup am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Er habe sich immer bemüht, zurück auf die Quellen zu schauen: Was könne man über historische Ereignisse sagen, ohne den Filter dessen, was andere darüber schon geschrieben hätten.
Nüchterner und kühler Blick auf die Dinge
"Er war sehr nüchtern und konnte sehr gut zuhören. Und aus dieser Kombination heraus sind seine präzisen, trockenen und die Sache sehr charakterisierenden Statements entstanden", bilanzierte Andreas Nachama. Das habe er von Reinhard Rürup in der langen Zusammenarbeit gelernt: Einen kühlen Blick auf die Dinge zu werfen und die Emotionen runterzufahren. Je sachlicher man an etwas herangehe, umso stärker werde das Ergebnis am Ende wirken. Das sei auch die Sprache in der Ausstellung der "Topographie des Terrors. "Das ist das, was uns Rürup gelehrt hat".