Freitag, 29. März 2024

Archiv

Zum Tod von Enoch zu Guttenberg
"Vollblutmusiker und Überzeugungstäter"

Wenn er neben dem Dirigenten Enoch zu Guttenberg auf der Bühne gestanden habe, dann habe er seinen Schweiß abbekommen, erzählt der Bariton Thomas E. Bauer im Dlf. Die "absolute Hingabe" des kürzlich verstorbenen Dirigenten sei faszinierend gewesen. Zudem habe er sich nicht an Konventionen gehalten.

Thomas E. Bauer im Gespräch mit Susann El Kassar | 18.06.2018
    Der Dirigent Enoch zu Guttenberg im Spiegelsaal des Schlosses Herrenchiemsee.
    Der Dirigent Enoch zu Guttenberg im Spiegelsaal des Schlosses Herrenchiemsee. (dpa / Andreas Müller)
    "Er hatte auch kein Problem mit Amateuren - im besten Sinne - zu arbeiten und da hat er gesellschaftlich auch sehr viel geleistet", so der Sänger über die jahrelange Zusammenarbeit von Enoch zu Guttenberg mit der Chorgemeinschaft Neubeuern.
    An Bachs Musik habe Guttenberg gereizt, dass dieser Komponist Menschlichkeit mit unglaublichem Können beziehungsweise strukturellem Denken verbunden habe. Diese beiden extremen Pole kämen vielleicht bei keinem anderen Komponisten zusammen, so Bauer. "Das hat Enoch zu Guttenberg fasziniert."
    Menschenfreund, Agnostiker, Umweltschützer
    Enoch zu Guttenberg sei selbst ein großer Menschenfreund gewesen. "Alles was für ihn Richtung Extremismus ging, also Intoleranz, damit konnte er überhaupt nichts anfangen. Fremdenfeindlichkeit - ein No-Go für ihn. Solche Dinge - da war er unerbittlich." Er war des Weiteren Agnostiker, trat aber aus der Kirche nie aus. Dafür war er eng mit der Natur verbunden. Bauer geht davon aus, dass Guttenbergs starker Naturbezug aus einer "existentiellen, philosophischen Sicht" herrührte. Guttenberg selbst nannte sich einen fanatischen Umweltschützer und war 1975 Mitbegründer der Umweltschutzorganisation BUND.