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Zum Tod von Marie Fredriksson
Eine Stimme der 90er

30 Jahre lang hat Marie Fredriksson als Sängerin des Pop-Duos "Roxette" Erfolge gefeiert: Nummer-Eins-Hits und vielfach Platin. Auch nach ihrer Krebs-Diagnose und erfolgreicher Behandlung ging sie auf Tournee. Jetzt ist Fredriksson im Alter von 61 Jahren gestorben.

Von Carsten Schmiester | 10.12.2019
Band Roxette in Köln
Roxette-Sängerin Marie Fredriksson ist im Alter von 61 Jahren gestorben. (picture alliance / dpa / Foto: Henning Kaiser)
Es ist eine dieser Nachrichten, die man erwartet und gleichzeitig gefürchtet hat. Eben weil lange nichts mehr von Marie Fredriksson zu hören und zu lesen war. Das betraf schlechte, aber auch gute Nachrichten über die Sängerin, die sich seit 2016 aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, weil sie nach ihrer 2002 diagnostizierten und überstandenen Krebserkrankung zunehmend doch unter den Folgen der Behandlung litt.
Sie lebte zuletzt in einem Vorort von Stockholm. Per Gessle, seit 1986 ihr "Roxette"-Partner, ging ohne sie auf Tour, mit ihrem Einverständnis und mit einer anderen Sängerin, die ganz bewusst nicht so war wie Marie, nicht so sein konnte. Denn Marie sei nun einmal einzigartig, sagte Gessle in diesem TV-Interview aus der ganz großen Zeit des Duos in den 1990er Jahren.
"Sie ist eine fantastische RnB-Sängerin. Das ist ein wichtiges Talent, wenn man Popmusik macht, weil es dadurch etwas kantiger wird. Aber natürlich ist sie auch eine super Balladensängerin. Man glaubt ihr einfach, wenn sie singt. Das ist ein Riesenvorteil. Man sagt, einige Leute könnten das Telefonbuch vorsingen und man würde ihnen glauben. Sie ist eine davon."
Leben im Kreis von Freunden und Familie
Sie war eine davon. Bis zu ihrem Tod lebte Fredriksson ein ruhiges Leben im Kreis von Familie und Freunden. Das sei neu für sie, hatte sie 2018 in einem Zeitungsinterview zum 60. Geburtstag und aus Anlass der Veröffentlichung ihrer Memoiren zufrieden gesagt. Deren frei übersetzter Titel: "Das Leben lieben" - auch das neue Leben ohne Bühne und ohne "Roxette"-Tourneen.
Wenn ihre Krankheit sie eines gelehrt habe, dann das: Es gebe so viele wichtigere Dinge als den "verdammten Stress". Das habe sie vor dem Hirntumor nie wahrgenommen. Und wohl auch nicht, wie stark sie eigentlich war. "Als ich am schlimmsten krank war. Also richtig richtig krank. Da hat mich plötzlich niemand mehr erkannt, obwohl mich früher alle erkannt haben. Ich war so geschwollen im Gesicht. Das war wirklich schwierig. Aber jetzt macht mich die Tatsache stark, dass ich das alles überlebt habe."
"Anderen Menschen Hoffnung geben"
Auch dank eines starken Glaubens, das hat sie immer wieder betont und versucht, mit ihrem Beispiel Leidensgenossen überall auf der Welt Mut zu machen.
"Ich hoffe wirklich, dass meine Krankheit den Menschen Hoffnung gibt, die etwas Ähnliches erleben, dass es ihnen hilft. Personen, die mit Krebs zu tun haben, wissen ja, worum es geht. Es ist gut, dass man sich heute traut, darüber zu sprechen. Mehr als früher - zum Glück."
Sie hat darüber gesprochen, sie hat tapfer gegen das Immer-Schwächer-Werden angekämpft und am Ende diesen Kampf verloren. Schweden trauert jetzt um einen der ganz großen Popstars und ihre Fans dürften sich den Worten Per Gessles in seiner Stellungnahme zu ihrem Tod anschließen: "Danke", heißt es da, "danke für alles, du warst mehr als vierzig Jahre lang eine wundervolle Freundin". Zum Schluss das Zitat eines der vielen gemeinsamen Roxette-Hits mit trauriger Aktualität: Es wird nie wieder so sein: "Things Will Never Be The Same".