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Zum Tod von Raymond Poulidor
Frankreich trauert um Rad-Ikone

Er war einer der beliebtesten Radsportler Frankreichs: Nun ist Raymond Poulidor im Alter von 83 Jahren gestorben.

Von Marcel Wagner | 13.11.2019
Der französische Radrennfahrer Raymond Poulidor nimmt eine Medaille entgegen.
Der frühere Radrennfahrer Raymond Poulidor starb im Alter von 83 Jahren. (AFP)
Auf dem Rad war Raymond Poulidor der ewige Zweite. Insgesamt acht Mal stand der Vorzeigeprofi auf dem Podium der Tour de France. Gewinnen konnte er das Rennen nicht ein einziges Mal. Bei ganzen 14 Teilnahmen trug er nicht ein einziges Mal das gelbe Trikot. "Wenn einer irgendwo mal Zweiter wird, tauft man ihn gleich Poulidor", scherzte er selbst über sein Schicksal. Dieser menschliche Humor und sein Kampfgeist im Sattel sorgten dafür, dass er in den Herzen vor allem der französischen Radsportfans Zeit seines Lebens ganz oben auf dem Treppchen stand.
"Au revoir, Poupou"
"Poupou", wie ihn die Nation nannte, galt als lebende Legende in Frankreich. Auch wegen der packenden Rennen, die er nicht nur bei der Tour de France lieferte. Sein berühmtestes fuhr er wohl im Jahr 1964. Am Berg Puy de Dôme rang er bei der Tour Jacquel Anquetil, seinen wohl größten Widersacher, nieder. Doch der Angriff war zu spät gekommen. In Paris fehlten Poulidor schließlich 55 Sekunden zum großen Erfolg. Anquetil dagegen schaffte als erster Radfahrer den fünften Tour- Sieg. "Es vergeht nicht ein einziger Tag, an dem man mir nicht von Anquetil und dem berühmten Rennen von 64 erzählt.", bekannte Poulidor noch vor wenigen Monaten. Nicht frustriert. Sondern stolz. Und scherzte einmal wieder: "Manchmal frage ich mich, ob es nicht ein großes Glück gewesen ist, dass ich die Tour nie gewonnen habe."
Schließlich hatten ihn gerade seine Niederlagen so beliebt gemacht. Dass Poupou nie gewonnen hätte, stimmt allerdings nicht. In Einzelrennen fuhr er in seiner langen Karriere fast 200 Siege ein. Und blieb dem Radsport immer treu. Als Konstrukteur von Rennrädern. Als beliebter Gast bei der Tour de France, wo er noch im vergangenen Juli auftrat. Gefeiert von den Fans, die er liebte. "Das soll nicht überheblich klingen, aber an dem Tag, an dem man mich auf der Straße nicht mehr erkennt, werde ich sehr traurig sein", sagte Polidor kürzlich im Interview. Er hat diesen Tag nie erleben müssen.