Koldehoff: Im Mai soll eine Ausstellung in Teheran eröffnet werden, die das Institut für Auslandsbeziehungen organisiert hat. Werke des deutschen Künstlers Gerhard Richter sollen gezeigt werden. Wissen sie, ob diese Ausstellung stattfinden kann, und welchen Stellenwert hat deutsche Kultur überhaupt im Iran?
Ebbing: Also diese Ausstellung ist nach wie vor geplant und von Seiten des Museums, ich habe heute morgen noch mit dem Direktor des Museums gesprochen, ist man nach wie vor optimistisch, dass man von diesen Kontroversen mehr oder weniger unberührt bleibt. Dieser Direktor ist relativ smart, wenn es darum geht politische Stolpersteine einfach zu umsteuern und zu umgehen. Er hat diese britische Ausstellung trotz der Kontroversen mit der britischen Regierung in den letzten zwei Monaten heil über die Bühne gebracht. Also da wäre ich ganz optimistisch, dass das weiter funktioniert. Und diese Gerhard-Richter-Ausstellung ist in der Tat ein Highlight deutscher Kultur hier in Teheran. Auf Grund der Schließung des Goethe-Institutes war die Präsenz doch mehr oder weniger reduziert. Dieses Sprachinstitut sollte man in seiner Bedeutung nicht unterschätzen, das sind immerhin 1500 Studenten, die daran teilnehmen, und die Motivation ist in erster Linie hier, dass man nach Deutschland will, um dort zu studieren. Der Iran ist das Land, das nach dem technischen Begriff brain drain die größte Auswanderung von Studenten und Akademikern weltweit hat pro Kopf der Bevölkerung. Von deutscher Seite aus sieht man das gar nicht so ungern, dass die nach Deutschland kommen, weil das hochqualifizierte Menschen sind, vor allem in technischen Berufen. Zudem sind Iraner sozial relativ unauffällig, integrieren sich sehr schnell und sind sehr schnell bereit ihren Beitrag sozusagen zur deutschen wirtschaftlichen Entwicklung zu leisten. Also das ist auch ein wirtschaftliches Problem und ein kulturelles Problem im weiteren Sinn. Hinzu kommt, dass die Leiterin des Sprachinstitutes nebenher auch immer versucht hat, kulturelle Veranstaltungen hier in Teheran zu ermöglichen. Um noch einmal auf das Museum zurückzukommen: Dieser Direktor ist beispielsweise mit der Unterstützung der deutschen Botschaft im letzten Jahr bei verschiedenen Museen in Deutschland gewesen, um sich dort sachkundig zu machen und um auch iranische Kunst im Ausland präsentieren zu können und mit der Kulturszene in Deutschland Kontakte zu knüpfen. So etwas wird gemacht, und es gibt jetzt diese Ausstellung zu Richter. Es soll im September ein Jazzkonzert geben mit einer deutschen Band hier in Teheran. Auch das wäre sehr ungewöhnlich für die Kulturszene dieses Landes. Es tut sich etwas, aber es ist bei Weitem natürlich nicht zu vergleichen mit der Bedeutung des Goethe-Institutes, das ein Zentrum der Opposition und auch ein Zentrum vor allem der Literatur in dieser Stadt war. Diese Zeiten sind allerdings vorbei.
Koldehoff: Martin Ebbing aus Teheran zur zeitweisen Schließung des dortigen deutschen Sprachinstitutes.