Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Zuschauer bei Sportveranstaltungen
"Nicht nur die Fallzahlen berücksichtigen"

Laut der Corona-Schutzverordnung dürfen die Profi-Sportvereine ihre Stadien und Hallen wieder zu 20 Prozent auslasten. Es sei denn, die Fallzahlen sind zu hoch. CDU-Gesundheitspolitiker Peter Preuß geht das nicht weit genug. Er fordert im Dlf, auch auf die Situation in den Krankenhäusern zu schauen.

Peter Preuß im Gespräch mit Marina Schweizer | 26.09.2020
Leverkusen - RB Leipzig / 26.09.2020 Leverkusen, 26.09.2020, BayArena, Fussball, Bundesliga, 2.Spieltag , Bayer 04 Leverkusen vs. RB Leipzig , Im Bild: Ein Corona bedingtes Hygienekonzept wurde umgesetzt, die Zuschauerzahl begrenzt. , DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video. *** Leverkusen RB Leipzig 26 09 2020 Leverkusen, 26 09 2020, BayArena, soccer, Bundesliga, 2 matchday , Bayer 04 Leverkusen vs RB Leipzig , In the picture A corona-conditioned hygiene concept was implemented, the number of spectators limited , DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video
Rund 6.000 Zuschauer sahen die Bundesliga-Partie zwischen Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig. (imago images / Picture Point LE)
6.000 Zuschauende beim Bundesliga-Spiel zwischen Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig, 5.000 Fans bei Bielefeld gegen Köln und sogar knapp 10.000 Besucher beim Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Union Berlin: Peter Preuß, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen ist angesichts dieser Zahlen "überhaupt nicht wohl". "Immer dann, wenn viele Menschen zusammenkommen, ist das Infektionsrisiko sehr hoch", sagte er im Dlf. Besonders die An- und Abreise mache dem 66-jährigen Düsseldorfer Sorgen.
Laut der neuen Corona-Schutzverordnung dürfen die Bundesligisten ihre Stadien aktuell bis zu 20 Prozent auslasten. Es sei denn, die Infektionszahlen in den jeweiligen Gebieten sind zu hoch. Das letzte Wort hat hier das lokale Gesundheitsamt, entschieden wird von Spieltag zu Spieltag.
Preuß: "Gesamtsituation berücksichtigen"
Nur auf die Fallzahlen zu schauen ist Preuß jedoch zu kurz gedacht: "Man muss das gesamte Umfeld miteinbeziehen. Es geht darum, die Maßnahmen weiterzuentwickeln. Dabei geht es auch darum, dass nicht nur die Fallzahlen berücksichtigt werden, sondern auch die Gesamtsituation vor Ort. Dazu gehört auch die Frage, inwieweit durch steigende Infektionszahlen das Gesundheitswesen, also die Krankenhauskapazitäten, stärker als normal belastet werden."
Mit Abstand und Mundschutz auf der Tribüne: Die Ersatzbank vom SC Paderborn beim Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund.
Lückenhafte Kontrolle von Bundesliga-Hygienekonzept
Die Politik lobt das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga. Bei mindestens elf Klubs aus der 1. und 2. Liga wird die Umsetzung aber nicht von externen Stellen wie Gesundheitsämtern kontrolliert.
So sollten laut Preuß also die Fallzahlen und die Auslastung der Krankenhäuser die entscheidenden Faktoren sein, ob in der jeweiligen Region ein Fußballspiel mit Zuschauern stattfinden kann. "Wir müssen präventiv dafür sorgen, dass das Gesundheitswesen funktioniert. Das heißt, wir brauchen Intensivbetten und Beatmungsgeräte, die vorgehalten werden. Ich erinnere an die Bilder aus Italien. So eine Situation darf nicht eintreten."
Schnelltests, die bald auf dem Markt kommen sollen, würden für Preuß die Entscheidungen nicht vereinfachen. "Zum einen sind Schnelltests immer nur eine Momentaufnahme", sagte er. "Zum anderen wäre das bei 30.000 Menschen, die ins Stadion wollen, nicht zu bewerkstelligen. Der Einsatz würde zwei Tage dauern. Wenn es eine zuverlässige Möglichkeit gibt, zu klären, ob jemand infiziert ist oder nicht, wäre das aus meiner Sicht in Ordnung. Aber ich sehe im Augenblick sehr praktische Probleme bei der Durchführung."
Sorgen bei Hallensportarten
Noch mehr Sorgen als beim Fußball macht sich Preuß bei den Hallensportarten. "Es macht einen Unterschied, ob eine solche Veranstaltung im Freien stattfindet, oder in einer Halle. Das hängt auch von der Luftzirkulation ab, aber ich habe dabei ein ungutes Gefühl. Wenn es jetzt zu steigenden Infektionszahlen in Düsseldorf kommt, wird es schwierig, nachzuvollziehen, ob das nun auf diese Veranstaltung zurückzuführen ist."
Bei Hallensportarten komme es nun vor allem auf die Hygienekonzepte an. "Zum anderen muss auch bedenken, dass auch andere von der Corona-Krise finanziell betroffen sind. Das ist nicht nur der Sport."