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Zwei Welten vereint
Medienforum NRW und die Technikmesse Anga Com

Seit 25 Jahren gibt es das Medienforum NRW, früher eine der wichtigsten Veranstaltungen Europas für den Medienmarkt. Doch der Einfluss der Veranstaltung hat abgenommen. Nun fand der Branchentreff erstmals gemeinsam mit der Anga Com statt, einer Messe für Breitband, Kabel und Satellit. Es ging um die Frage, wer die Inhalte in Zukunft transportiert.

Von Christoph Sterz | 24.05.2014
    Über den blauen Teppich in der Kölner Messehalle wuseln etliche Besucher, in einer Ecke sind ein paar offene Serverschränke aufgebaut, gelbe Kabel sind zu sehen; daneben Infotafeln, auf denen stehen Begriffe wie "Optische Übertragungskomponenten" oder "Integriertes Patch-Kabelmanagement". Technik für Experten also – genau richtig hier auf der Anga Com, nach eigenen Angaben Europas größter Fachmesse und Kongress für Breitband, Kabel und Satellit. Damit geht es um Themen, mit denen Medienmacher eher selten in Berührung kommen – aber in diesen Tagen...
    ...trennt Technik und Medienwelt nur die Rolltreppe. Drei Stockwerke über der Fachausstellung gehen Anga Com und das Medienforum NRW zum ersten Mal gemeinsame Wege, bestreiten zusammen ein Podium – für das Medienforum auch aus finanziellen Gründen, weil sich zwei Veranstalter ganz einfach die Rechnung teilen können. Aber es steckt auch eine inhaltliche Idee hinter der Kooperation, sagt die Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, Petra Müller.
    Anstehende Medienfragen von beiden Seiten diskutieren
    "Natürlich gibt es bei der Anga Com eine Linie, die komplett tief in der Technologie drin ist. Faktisch ist es aber so, dass die meisten medialen Innovationen, neue Verbreitungsformen, neue Rezeptionsformen, neue Handys, neue Bildschirme technologisch getrieben sind. Und deshalb finde ich, haben wir hier eine sehr, sehr große Chance, zusammen mit den großen Technologie- und Infrastrukturanbietern die anstehenden Medienfragen von beiden Seiten zu diskutieren."
    Und so kommt es, dass beim Medienforum nicht nur über Medienstaatsvertrag und Online-Videos gesprochen wird, sondern gerade die Kabelanbieter eine wichtige Rolle spielen. Denn deren Markt ist im Umbruch, es geht weg vom reinen Fernsehkabelanbieter, sagt der Chef des deutschen Marktführers Kabel Deutschland, Manuel Cubero:
    "Wir als Kabelnetzbetreiber haben in vielen europäischen Ländern bereits angefangen, über Wlan unsere Netze in den letzten Metern zu verlängern, und zwar in die Luft. Das heißt, die Kabelnetzbetreiber sind heute bereits hybride Anbieter von Festnetz und von mobilen Dienstleistungen."
    Internetbereich mit explodierendem Umsatz
    Wohl auch deswegen ist Kabel Deutschland vor Kurzem für knapp elf Milliarden Euro von Vodafone übernommen worden - das britische Telekommunikationsunternehmen hat sich damit einen Anbieter einverleibt, der im Internetbereich nach eigenen Angaben einen explodierenden Umsatz hat, mit Zuwächsen von 15 bis 20 Prozent. Vodafone ist nun in den Bereichen TV, Breitband, Festnetz und Mobilfunk gut aufgestellt; in Konkurrenz vor allem zur Deutschen Telekom. Und auch für die konkurrierenden Kabelnetzbetreiber ist es eine ganz neue Situation, räumt Lutz Schüler vom Branchen-Zweiten Unitymedia ein.
    "Da bildet sich mit Vodafone KDG in der Tat jemand, der erstmal ein gutes Blatt auf der Hand hat. Und die werden was draus machen. Aber wir warten jetzt auch nicht, wir sind der am schnellsten wachsende Breitbandanbieter von Deutschland in den letzten vier Jahren, und wir lassen uns das nicht aus der Hand nehmen. Wir werden eben auch das Zusammenbringen."
    Diverse Verbreitungswege, das ist also eines der wichtigsten Themen für die Kabelnetzbetreiber zurzeit - und das betrifft auch diejenigen, die sich um die Inhalte kümmern. Denn Beides gehört zusammen, Inhalte und Infrastruktur, wie ja auch schon die Kooperation zwischen Medienforum NRW und Anga Com beweisen will – und beide Seiten sind abhängig voneinander, betont einer der Inhaltelieferanten, Conrad Albert aus dem Vorstand von ProSiebenSat.1.
    "Das Eine kann nicht ohne das Andere. Das ist ganz klar, weil die Infrastruktur selbst hat nur dann einen Wert, wenn da auch was drin ist in der Infrastruktur. Die Leute legen sich ja keine Steckdosen und Kabelanschlüsse und Fernsehanschlüsse ins Wohnzimmer oder in die Wohnung, nur um auf die Leitung zu gucken, sondern das gehört zusammen. Und aus Nutzersicht ist völlig klar, dass auch die Unterscheidung, auf welchem Wege ich eigentlich meine Inhalte konsumiere, immer irrelevanter wird."