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Zweifel an Apple mehren sich

Rekordverkäufe beim iPhone und iPad, aber keine neuen Kassenschlager in Sicht: Zukunftssorgen überschatten bei Apple die Bilanz. Und Konkurrenten wie Nokia werden stärker.

Von Benjamin Hammer | 24.01.2013
    "”Good afternoon everyone and thank you for joining us!”"

    Wenn Firmenchefs per Telefon ihre Geschäftszahlen präsentieren, dann ist die Tonqualität meist ziemlich bescheiden. Aber auch durch die dünne Telefonleitung war Apple-Chef Tim Cook der Stolz über die neuen Geschäftszahlen anzuhören.

    "”We are incredibly pleased to report an extraordinary quarter. No technology company has ever reported these kinds of results.”"

    Man sei sehr froh über das vergangene Quartal, sagte Cook. Kein anderes Technologieunternehmen habe jemals solche Ergebnisse präsentiert.

    Viel Pathos und Selbstbewusstsein, das kennt man von Apple. Und die Zahlen geben Tim Cook auch zunächst Recht: Fast 50 Millionen iPhones und rund 20 Millionen iPads hat der Konzern im letzten Quartal 2012 verkauft – das ist ein Rekord. Und damit strich Apple in nur drei Monaten einen Gewinn von 13 Milliarden US-Dollar ein. Solche Werte sind in der Branche beispiellos.

    Und dennoch ließen sich die Anleger von Tim Cooks Optimismus alles andere als mitreißen. Nach Bekanntgabe der Zahlen brach die Aktie zeitweise um zehn Prozent ein.

    Spielt da gerade die Börse verrückt? Nein, meint Jürgen Meyer. Er arbeitet für das Investmenthaus SEB Asset Management.

    "Wenn die Erwartungen extrem hochgesteckt sind - und Apple war in der Vergangenheit mit Wachstumsraten von 20 bis 40 Prozent bekannt - und dieses Wachstum nicht mehr vorhanden ist, dann führt das zu Enttäuschungen."

    Mit anderen Worten: Apple wurde ein Opfer seines eigenen Erfolges, schuf Erwartungen, die kaum noch zu erfüllen sind. Aus Sicht von manchen Beobachtern bedeutet das: Apple macht zwar noch gute Produkte und verkauft viel davon – die Börsenwunderzeit aber, sie ist vorbei.

    Nicht nur Tim Cook, auch ein weiterer Manager griff heute zum Telefonhörer und sprach mit Analysten. Stephen Elop, Chef des krisengeschüttelten Handyherstellers Nokia. Und das klang dann so:

    "”We believe the signal is that we are making progress to create a stronger Nokia!”"

    Ein stärkeres Nokia wollte Elop da heute präsentieren. Und stärker waren die Zahlen auch: Zum ersten Mal seit Langem konnten die Finnen im letzten Quartal 2012 einen Gewinn verbuchen, rund 200 Millionen Euro. Davor hatte der Konzern Milliarden verloren. Ob Nokia mit seinen neuen Lumia-Handys die Trendwende geschafft hat, das werden erst die kommenden Monate zeigen. Börsenanalyst Meyer ist aber skeptisch:

    "Gerade Konsumgüterelektronik ist dadurch geprägt, dass eigentlich nur die Nummer 1 und vielleicht noch die Nummer 2 ordentlich Geld verdienen. Und von beiden Positionen ist Nokia noch meilenweit entfernt."

    Die Nummer 1 am Markt. Diesen Titel kann Microsoft zumindest noch bei Betriebssystemen und Office-Software beanspruchen. In Apples Smartphone- und Tablet-Welt dagegen geht der Konzern unter. Microsoft will Apple und Co jetzt mit einem eigenen Tablet-PC und dem Betriebssystem Windows 8 angreifen. Wie gut das funktioniert, dazu gibt es heute Nacht deutscher Zeit nähere Informationen. Dann äußert sich Microsoft zu neuen Zahlen - wie bei den Kollegen über ein ziemlich knarzendes Telefon.

    "Thank you!"