Politisches Feature

Endstation Irrenanstalt

Von Keno Verseck · 31.05.2005
Borsa, ein abgelegenes Dorf in Nordwestrumänien, ist nur über eine holprige Landstraße erreichbar. Im Schloss des früheren Gutsherren hausen 200 Patienten - in baufälligen Sälen mit Schimmel und Schwamm an den Wänden. Es riecht nach Urin und Schweiß, die Patienten wandeln in schmutzigen, gestreiften Schlafanzügen umher. Ihr Tagesablauf: Essen, Medikamente, Schlafen.
Eugen Dimitriu, 57, ein ehemaliger Chemieanlagen-Ingenieur, ist seit sieben Jahren hier. Schizophrenie lautete seine Diagnose, als er eingewiesen wurde, aber da ist sich nicht einmal die Anstaltsärztin Erzsébet Turós sicher. Dimitriu wirkt so normal, dass er auch gut in einer betreuten Wohngemeinschaft leben könnte. Doch die gibt es in Rumänien nicht.

Psychiatrien sind Verwahrungsanstalten, in denen die Eingewiesenen vor sich hinsiechen und schnell sterben - oft an Kälte, Unterernährung und Krankheiten, die infolge schlechter Hygiene ausbrechen. Das Personal ist meistens unqualifiziert, es herrscht ein akuter Mangel an Ärzten und Psychiatern. Wie die meisten Patienten träumt auch Eugen Dimitriu davon, endlich aus der Anstalt Borsa herauszukommen. Doch eigentlich ist Borsa für alle, die hierher kommen, die Endstation.

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