Das Feature

Das Land aller Übel

Von Ines Geipel und Joachim Walther · 03.09.2004
Der 1942 in Breslau geborene, nach dem Krieg bei Dresden aufgewachsene Thomas Körner studierte im eben eingemauerten Ostberlin Medizin und Jura, arbeitete als Hilfspfleger, Fensterputzer, Librettist und Richterassistent und nutzte 1980 die erste Gelegenheit zur Flucht in den Westen. Heute lebt er im Tauber-Tal, noch immer wie in der DDR ein Satyr in seinem Verhältnis zur Welt.
Seit 1971 schreibt Körner an seinem neunteiligen Fragment-Roman "Das Land aller Übel". Sein Thema ist das geschlossene System DDR, aber er behandelt die DDR satirisch wie ein "Traumland", eine Utopia. Und es geht auch nicht um einen Schelmenroman, freilich macht das System den Schelmen. Schritt für Schritt versucht der Autor, in großangelegten Fragmenten den Raum DDR zu erschließen, die Aporien und Probleme des Systems zu benennen und zu bebildern: z.B. die ideologische Sprache, das aus Bruchstücken gefügte zentrale Unwissen, die sozialistische Mythologie, die fortschreitende Agonie der Ideale, die entwickelte Dialektik der Dummheit, den Weltwechsel durch Flucht.