Denkmalsturz

Carl Goerdelers Leipziger Akte

Der deutsche Verwaltungsjurist und Politiker Carl Friedrich Goerdeler in einer undatierten Aufnahme
Der deutsche Verwaltungsjurist und Politiker Carl Friedrich Goerdeler in einer undatierten Aufnahme © picture alliance / dpa
Von Ulrike Bajohr · 07.10.2016
In der Nacht zum 10. November 1936 räumen SS-Leute die Statue Felix Mendelssohn Bartholdys vor dem Leipziger Gewandhaus ab. Daraufhin tritt Carl Friedrich Goerdeler als Oberbürgermeister zurück. Das ist der Wendepunkt in der Karriere des Mannes aus der westpreußischen Provinz.
Der deutschnationale Monarchist, der sogar als letzter Reichskanzler der Weimarer Republik gehandelt wurde, hält sich als einer der ganz wenigen Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt ohne Naziparteibuch im Amt.

Sein Credo, dass nichts als Recht und Moral politisches Handeln bestimmen dürfen, macht ihn schließlich zur anachronistischen Figur - nicht nur in den Augen seiner Neider im Leipziger Rathaus, die insgeheim den "Juden aus Erz" vom Sockel stürzen, sondern auch in denen der Attentäter vom 20. Juli.

Goerdeler hat den Widerstandskreis gegen Hitler initiiert - doch er beharrt auf Tyrannenerziehung; den Tyrannenmord lässt sein Rechtsverständnis nicht zu.


Regie: Axel Scheibchen
DLF 2011