Wie Marokko die afrikanischen Muslime einbinden will

Mohammeds Gegenkalifat

Marokkos König Mohammed VI.
Marokkos König Mohammed VI. © AFP/ Fadel Senna
Von Marc Thörner · 17.10.2017
"Kalifat", dieser Begriff taucht meist dann auf, wenn vom Staatsverständnis des sogenannten IS oder der Taliban die Rede ist. Dabei gibt es schon ein Kalifat, über das sich seit Menschengedenken keiner aufregt: Marokko. Dessen König versteht sich in der Nachfolge des Propheten als Staatschef, religiöser Führer, oberster Richter und Oberkommandeur der Armee.
Seit etwa einem Jahr positioniert sich der bislang eher zurückhaltende Mohammed VI. mit seinen Forderungen immer klarer: den Korantext nicht wörtlich, sondern historisch-kritisch auszulegen; die eigene Vernunft zu benutzen, wenn man heilige Schriften liest. Zeitgleich meldet "M6" seinen Anspruch auf die religiöse Vormundschaft über die afrikanischen Muslime an. In der EU betrachtet man die Initiative mit Wohlwollen, hofft auf einen Gegenpol zu al Kaida im Maghreb und Boko Haram in Nigeria. Ein liberales "Gegenkalifat": Kunstprodukt, Widerspruch in sich, ambitionierte Geostrategie oder Erfolgsrezept gegen den Terror?
Produktion: Dlf 2017