Schöpfung mit der Genschere

Die DNA-Revolution

Emmanuelle Charpentier hat die "Genschere" Crispr/Cas9 zusammen mit Jennifer Doudna entwickelt. Sie forscht am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin.
Emmanuelle Charpentier hat die "Genschere" Crispr/Cas9 zusammen mit Jennifer Doudna entwickelt. Sie forscht am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin © Hallbauer & Fioretti
Von Peter Kreysler · 05.12.2017
Kaum eine biologische Entdeckung hat in diesem Jahrzehnt mehr Furore gemacht: Crispr/Cas9 lautet der Name der "Genschere", mit der sich das Erbgut jeder Zelle gezielt verändern lässt. Ertragreichere Nutzpflanzen und Heilung von Erbkrankheiten scheinen möglich; aber auch die Züchtung menschlicher Ersatzorgane in Tieren und Designerbabys.
Die Entdeckerinnen der Genschere gelten als Anwärterinnen auf den Nobelpreis: Verglichen mit Crispr/Cas9 gleicht bisherige Gentechnik dem Schrotschuss eines Blinden. Das neue Verfahren ist billig, ungleich präziser und verspricht die Möglichkeit den "Code des Lebens" nicht nur in wenigen Pflanzensorten, sondern in jedem Lebewesen umzuschreiben.
Die französische Wissenschaftlerin Emmanuelle Charpentier erfand gemeinsam mit der US-Amerikanerin Jennifer Doudna 2012 die programmierbare Genschere. Damals forderten beide Forscherinnen ein weltweites Moratorium. Heute forscht sie am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin.
Emmanuelle Charpentier im Berliner Labor© Hallbauer & Fioretti
In vielen Branchen, von der Agrarindustrie, der Tierzucht bis zur Humanmedizin herrscht Aufbruchsstimmung. Firmen drängen auf schnellen Marktzugang und fordern Urheberschutz für ihre Neuschöpfungen.
Ungleich langsamer kommt die ethische und politische Debatte in Gang: Fällt Crispr/Cas9 überhaupt unter das Gentechnikgesetz? Sind Patente aufs Leben wünschenswert? Fällt das Tabu, das bislang Wissenschaftler vom Eingriff in die menschliche Keimbahn abhielt? Und: Welche gesellschaftlichen Folgen wird die DNA-Revolution haben?
Gefördert von der Film und Medienstiftung NRW.
Produktion: WDR/Dlf 2017