Studiozeit Hörspiel

Großmutter Anna oder Geschichten über das "Verrücktsein"

Von Heide Schwochow · 05.06.2007
Die zehnjährige Tochter legt den Kopf auf Mutters Schoß und hört zu: Großmutter Anna ging aus dem kleinen Bodden-Dorf weg und lebte im fernen Stralsund mit einem verheirateten Mann. Der hat ihr vier Kinder gemacht. Ein Nichtsnutz soll er gewesen sein: Aber Großmutter Anna war besessen von ihm. Besessen? Was ist das? Sie ist verrückt geworden, als man ihn umgebracht hat. Darüber ist Großmutter Anna verrückt geworden. Und was ist mit Großmutter Anna geschehen? - Sie ist gestorben.
Die Wahrheit erfährt die Autorin erst, als sie erwachsen ist: Ihre Großmutter gehörte zu jenen Menschen, die unter das "Gesetz über die Leidensbeendigung bei unheilbar Kranken und Lebensunfähigen" fiel. Sie ist eines der vielen Opfer des sogenannten Euthanasie-Programms im NS-Staat.

Die Autoren zeichnen ein sehr persönliches Bild über den Umgang mit "Verrücktsein" in Vergangenheit und Gegenwart.

Mitwirkende: Corinna Kirchhoff, Hartmut Stanke, Bernt Hahn, Christiane Bruhn, Sigrid Burkholder und Heide Schwochow
Regie: Heide Schwochow