Musik-Aktion zur Rettung der Jugendzentren

100 Konzerte in 100 Städten gegen rechts

Musiker Heinz Ratz 2008 während eines Auftritts.
"Für mich sind es eigentlich die wertvollsten, aber leider auch die vernachlässigsten Kulturstätten, die wir in Deutschland haben", sagt Heinz Ratz. © imago stock&people
Heinz Ratz im Gespräch mit Ramona Westhof · 05.12.2018
"Es sind Orte der Freiheit", sagt Musiker Heinz Ratz über Jugendzentren auf dem Land. Er fürchtet, dass der Rechtsruck in einigen Bundesländern ihre Finanzierung gefährdet. Deshalb will er in 100 Städten 100 Konzerte geben und so eine Million Euro sammeln.
"Ich weiß, dass diese Kulturhäuser in Gefahr sind", sagt Heinz Ratz. Mit seiner Band Strom & Wasser spiele er seit vielen Jahren in diesen Zentren. "Für mich sind es eigentlich die wertvollsten, aber leider auch die vernachlässigsten Kulturstätten, die wir in Deutschland haben." Zufluchtstätten für Jugendliche und Orte von kulturellem und demokratischem Austausch. Den Rechtsruck in einigen Bundesländern beobachtet Ratz mit Sorge. Schließlich seien die Jugendzentren von Geldern aus der Politik abhängig. "Wenn Gemeinden den Geldhahn zudrehen und Sozialarbeiter dort nicht mehr bezahlt werden und, und, und. Dann gibt es natürlich politisch motiviert eine existentielle Bedrohung dieser Kulturhäuser."

Zufluchtsorte in Brennpunkten

Vor allem in ländlichen Regionen mit sozialen Problemen seien diese Jugendzentren oft die letzten Orte, wo Geflüchtete sich angstfrei bewegen und Sprachkurse belegen könnten, sagt Ratz. "Es sind aber auch die Orte, wo Jugendliche, die ein schwieriges Zuhause haben, ein neues Zuhause finden, wo basisdemokratisch diskutiert wird."
Genau diesen kulturellen und demokratischen Austausch sieht Heinz Ratz nun in Gefahr. Um die Jugendzentren zu unterstützen, hat er sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, eine Million Euro zu sammeln. Dafür gibt er in 100 Städten 100 Konzerte - und wird dabei von Musikern wie Konstantin Wecker, Hans-Eckardt Wenzel, Sara Lesch und Jan Plewka von Seelig unterstützt.

Keine Spenden von Kirchen, Gewerkschaften und Banken

Um die eine Million Euro bis Ende 2019 zu sammeln, bittet Ratz außerdem Unternehmen und andere lokale Institutionen um Spenden. Doch von Kirchen, Gewerkschaften und Banken seien bislang Null Euro gespendet worden, sagt Ratz. "Das zeigt natürlich auch, wer sich verantwortlich fühlt, in dieser Gesellschaft etwas zu tun."
(mw)
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