Rede beim EU-Gipfel
Selenskyj dringt auf rasche Nutzung russischer Vermögenswerte

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat eine rasche Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte gefordert. In einer Videoansprache an die Teilnehmer des EU-Gipfels in Brüssel sagte Selenskyj, das Geld müsse noch in diesem Jahr zum Kauf von Waffen und für den Wiederaufbau der Ukraine verwendet werden. Es sei nur fair, wenn Russland die wahren Kosten des Krieges spüre.

22.03.2024
    Kiew: Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht während einer Pressekonferenz in ein Mikrofon und gestikuliert mit der rechten Hand.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Archivbild) dringt auf die Freigabe eingefrorener russischer Gelder. (Evgeniy Maloletka / AP / dpa / Evgeniy Maloletka)
    Der EU-Außenbeauftragte Borrell hatte vorgeschlagen, das in Europa eingefrorene russische Vermögen zu Gunsten der Ukraine zu nutzen. Er will dabei Zinsgewinne abschöpfen - in diesem Jahr rund drei Milliarden Euro. Die Mittel sollen überwiegend in Waffen und Munition fließen. Beim Gipfel wird ein erster Stimmungstest erwartet, aber noch nicht der nötige einstimmige Beschluss.

    Scholz erwartet Einvernehmen - trotz skeptischer Stimmen

    Bundeskanzler Scholz unterstützt die Pläne. Er sagte in Brüssel: "Da geht es um die Erträge, die niemandem zustehen, und die deshalb von der Europäischen Union verwendet werden können". Er erwarte eher ein großes Einvernehmen, sagte der SPD-Politiker mit Blick auf zurückhaltende Reaktionen aus anderen Ländern. Der Kanzler mahnte zugleich, dass andere EU-Staaten ihre bilateralen Militärhilfen für die Ukraine erhöhen sollten. "Es müssen alle europäischen Staaten einen guten Beitrag leisten. Ich sehe da auch erkennbar Fortschritte."
    Österreichs Bundeskanzler Nehammer zeigte sich skeptisch. Er betonte, die Zinsgewinne sollten nicht in Waffen und Munition, sondern in den Wiederaufbau der Ukraine gesteckt werden. Der scheidende portugiesische Ministerpräsident Costa verwies auf rechtliche Probleme bei der Verwendung der Gelder. Auch eine Zustimmung Ungarns zu dem Vorstoß gilt als fraglich.

    Kallas fordert erneut deutlich mehr Ausgaben für Militärhilfe

    Die estnische Ministerpräsidentin Kallas schlug vor, jedes Land solle mindestens 0,25 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Ukraine zur Verfügung stellen. Nach Zahlen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft gibt Estland derzeit knapp 3,6 Prozent seines BIP für die Unterstützung der Ukraine aus. Deutschland lag demnach zuletzt bei etwa 0,6 Prozent. Die Quote in Frankreich, Italien und Spanien ist mit rund 0,07 Prozent deutlich geringer.
    Diese Nachricht wurde am 22.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.