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Astronomie
Merkur und Messengers Galgenfrist

Bis Ende kommender Woche zeigt sich der innerste Planet am Morgenhimmel. Bei freiem Blick zum Horizont ist Merkur etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang tief im Nordosten auszumachen.

Von Dirk Lorenzen | 17.07.2014
    Bei der Suche hilft die strahlend helle Venus. Merkur ist viel lichtschwächer als sie und befindet sich etwa eine Faustbreite bei ausgestrecktem Arm links unterhalb von ihr.
    Seit drei Jahren kreist die NASA-Sonde Messenger als künstlicher Mond um den kleinsten Planeten des Sonnensystems. Allerdings sind ihre Tage gezählt: Im März nächsten Jahres wird sie auf der Merkuroberfläche zerschellen.
    Bis dahin wollen die Forscher die Sonde so intensiv wie möglich nutzen. Daher haben sie vor einem Monat den merkur-nächsten Bahnpunkt Messengers um 40 auf gut 150 Kilometer angehoben.
    Dennoch wird Merkur mit seiner Anziehungskraft weiter die Bahn der Raumsonde beeinflussen und sie immer dichter an den Planeten heranziehen. Das Forscherteam nutzt dies, um aus geringer Höhe so detailreiche Aufnahmen der Planetenoberfläche zu machen wie nie zuvor während der Mission.
    Es geht um Strukturen, die auf Vulkanismus und tektonische Aktivität zurückgehen, um Schichtungen in Kraterwänden und präzise Messungen von Magnet- und Schwerefeld des Planeten.
    Das Flugteam plant, im September, Oktober und Januar die Bahn erneut anzuheben - dann ist der Treibstoff an Bord verbraucht und Messenger kann ihr Schicksal nicht mehr abwenden.
    Wenn aber Merkur in den nächsten Tagen links unterhalb der Venus am Morgenhimmel leuchtet, dann befindet sich die erfolgreiche Sonde noch in der Umlaufbahn.