Der Tag
Das Treuhand-Trauma

Pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit beginnt wieder eine Debatte um das Erbe der Treuhand-Anstalt. Sie war ein Industrie-Vernichter, sagen Kritiker. Dabei war die Treuhand ganz am Anfang eine Idee von DDR-Bürgerrechtlern. Außerdem: Im Konflikt um die Ost-Ukraine haben Kiew und Moskau eine wichtige Vereinbarung getroffen - aber reicht das für Frieden?

Von Tobias Armbrüster | 02.10.2019
Frauen auf einer Bank bei der Besetzung der Treuhand Niederlassung in Suhl, Thüringen, aufgenommen am 01.07.1991.
Frauen auf einer Bank bei der Besetzung der Treuhand Niederlassung in Suhl, Thüringen, aufgenommen im Juli 1991 (imago images / fossiphoto)
Die Treuhand-Anstalt hatte in den 90er Jahren eine bewegende Geschichte: Mit viel Optimismus gegründet, aber schon schnell verschrien als Herrschafts-Instrument der west-deutschen Bürokratie. Das Problem war der Zeitdruck, unter dem die Treuhand-Manager arbeiten mussten, sagt der Historiker Marcus Böick. Es habe zu viele Strategie-Wechsel gegeben und zu viele unterschiedliche Vorgaben aus der Politik. Erst ganz am Ende habe die Treuhand im Sinne der ost-deutschen Wirtschaft gearbeitet. Alternativlos sei die Treuhand allerdings nie gewesen: Es habe mehrere andere Modelle gegeben, um die Betriebe der DDR weiter leben zu lassen - aber keiner dieser Ansätze sei jemals verfolgt worden. Aber bei aller Kritik: Eine abschliessende Bewertung der Treuhand bleibe schwierig - vielleicht sei es auch noch zu früh.
Der vergessene Krieg
Im Konflikt um die Ost-Ukraine haben sich Kiew und Moskau in einigen wichtigen Punkten geeinigt. Es könnte bald freie Wahlen in der Region geben. Jetzt komme es allerdings darauf an, welche Taten diesen Zusagen folgen, meint Florian Kellermann. Entscheidend sei, ob die Ukraine und Rußland etwas an ihren Zielen geändert haben. Ob Rußland beispielsweise kein Interesse mehr daran habe, diesen Konflikt köcheln zu lassen. Fest steht: Die Menschen in der Ost-Ukraine leben seit Jahren in Ungewissheit und in dem Gefühl, dass der Rest der Welt das Interesse an ihnen verloren hat.