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Börsengang
Portugiesische Post ist privatisiert

In Portugal schreiten die von der Troika geforderten Privatisierungen weiter voran. Nun geht auch die Post an die Börse und soll knapp 580 Millionen Euro in die Staatskasse spülen. Für Kritiker zu wenig, denn das Unternehmen warf in den vergangenen Jahren 180 Millionen Euro Gewinn ab.

05.12.2013
    Um 10:30 Uhr Lissabonner Zeit war es so weit: Die Aktien der portugiesischen Post wurden zum ersten Mal auf dem Parkett gehandelt. Der ehemalige Staatsbetrieb wechselt in private Hand. 105 Millionen Aktien hat das Unternehmen ausgegeben, die portugiesische Regierung rechnet in dieser ersten Phase mit Einnahmen von knapp 580 Millionen Euro. 30 Prozent der Post bleiben zunächst in staatlicher Hand, sollen aber nach einer neunmonatigen Sperrfrist ebenfalls veräußert werden.
    Der Börsengang der Post ist Teil eines umfangreichen Privatisierungsplans, den Portugal mit der Troika aus EU, IWF und der Europäischer Zentralbank vereinbart hat. Die portugiesische Regierung hatte sich dagegen ausgesprochen, die Post wie andere Staatsbetriebe in den vergangenen zwei Jahren an einen einzigen Investor
    „Wir werden mit dem Verkauf von 70 Prozent der Post über die Börse mehr Geld einnehmen, als wir mit einer 100-prozentigen Übernahme durch einen einzigen Investor verdient hätten. Unser Plan geht deshalb auf.“
    Die Regierung verspricht sich zudem ein positives Signal für den portugiesischen Kapitalmarkt. Der Börsengang der Post ist der erste IPO im Euronext Lissabon seit über fünf Jahren. Experten rechnen damit, dass das Unternehmen bereits im ersten Halbjahr 2014 in das Premiumsegment PSI-20 aufgenommen wird.
    Einen neuen Boom bei portugiesischen Kleinanlegern wird der Börsengang der Post aber nicht auslösen: 77 Prozent der Aktien gingen an institutionelle Investoren, wie Banken, Investment- oder Rentenfonds. Insbesondere die Nachfrage von Postangestellten, die Anrecht auf einen fünfprozentigen Preisabschlag hatten, fiel schwach aus. Fast die Hälfte der Aktien wanderte ins Ausland. Insbesondere englische Investoren, die im Oktober den erfolgreichen Börsengang der Royal Mail erlebt hatten, zeigten großes Interesse an Portugals Post.
    Das Unternehmen hat in den vergangenen fünf Jahren über 180 Millionen Euro Gewinn eingenommen. Die Oppositionsparteien im portugiesischen Parlament hatten deshalb immer wieder betont, dass der Verkauf eines derart lukrativen Staatsbetriebs keinen Sinn mache. Zudem befürchten Kritiker, dass die privatisierte Post ihre Dienstleistungen in bevölkerungsschwachen Gegenden Portugals zurückfahren werde. Staatssekretär Monteiro widersprach dieser Idee:
    „Wir können den Portugiesen garantieren, dass die Qualität des Service und die Gebühren im ganzen Land gleich bleiben werden, so wie das bisher der Fall war. Das Einzige, was sich ändert, ist der Aktionär, und das ist eine positive Entwicklung.“
    Die Regierung hatte die Aktien mit dem Höchstpreis von 5,52 Euro ausgegeben. Kurz nach dem Börsengang zog der Kurs bis auf 5,80 Euro an – eine Kurssteigerung von über sechs Prozent.