Stefan Römermann: Immerhin: Hier bei mir im Studio, da funktioniert die Klimaanlage bestens. In meinem Büro sind die Temperaturen allerdings jetzt schon ziemlich tropisch. Vermutlich geht es Ihnen ganz ähnlich. Das Blöde dabei: In den nächsten Tagen dürfte es noch mal deutlich wärmer werden.
Schuld sind das Hochdruckgebiet Annelie und das Tief Quintus. Die pumpen fleißig heiße Luft aus Afrika nach Deutschland und bringen uns hier ins Schwitzen. Wie man sich bei diesen Temperaturen richtig verhält, darüber spreche ich jetzt mit dem Arzt Lothar Rütz aus Köln. Herr Rütz, was ist denn Ihre persönliche Methode, um bei solchen Temperaturen die gute Laune nicht zu verlieren?
Lothar Rütz: Sonnenschein verschafft ja in der Regel gute Laune. Von daher ist das kein großes Problem.
Römermann: Und wie bleiben Sie kühl?
Rütz: Man bleibt kühl, indem man die pralle Sonne meidet. Das ist ja ganz wichtig. Man sollte nach Möglichkeit in der Mittagszeit nicht unbedingt sich draußen aufhalten, wenn man es vermeiden kann, und leichte Kleidung tragen, die gut durchlüftet, die auf der anderen Seite aber auch gegen UV-Strahlen einigermaßen schützt, weil auch durch die Kleidung wirkt die Sonne nicht nur temperaturmäßig, sondern auch mit UV-Strahlen.
"Auf jeden Fall eincremen"
Römermann: Was ist beim Thema Sonnenschutz zu beachten? Wenn ich wirklich nur kurz mal auf der Straße bin, muss ich mich da auch schon eincremen, oder ist das erst ab einer bestimmten Zeit? Was sind da die Grundregeln?
Rütz: Die Allgemeinempfehlungen sind, dass man sich auf jeden Fall eincremen soll, weil man weiß ja nicht, ob es bei den paar Minuten bleibt, oder ob es nicht doch mal ein bisschen länger wird. Ich empfehle auf jeden Fall, dass man sich eincremen sollte mit einem ausreichend hohen Sonnenschutzfaktor.
Römermann: Was gibt es für Warnsignale, auf die ich achten kann, wenn ich dann doch längere Zeit draußen unterwegs bin? Auf was sollte ich da unbedingt achten? Wann sollte ich die Reißleine ziehen?
Rütz: Manchmal merkt man das ja selber nicht so sehr, dass man in eine Gefährdung reinläuft, weil dann ist es meistens schon zu spät. Man sollte auf jeden Fall reichlich trinken als Vorbeugung. Das ist ganz wichtig. Man sollte auch einen Gang zurückschalten. Auch die Entschleunigung, wie man heutzutage sagt, ist ganz wichtig. Und Symptome, die auftreten können, sind durch eine direkte Sonneneinstrahlung Kopfschmerzen, ein Wärmegefühl durch eine Überhitzung des Körpers und Kreislaufbeschwerden. Es wird einem schwindelig und ähnliche Symptome treten auf. Dann sollte man auf jeden Fall in den Schatten gehen und sich einen Moment ausruhen, nach Möglichkeit einen Schluck trinken, bevor man irgendwelche anderen Dinge unternimmt.
Römermann: Es heißt ja immer, Kinder und Senioren seien bei solchen Temperaturen besonders gefährdet. Warum ist das so und worauf muss ich da achten?
Rütz: Bei Kindern und Senioren ist es deswegen so, weil die in der Regel nicht so kreislaufstabil sind wie die mittelalte Bevölkerung. Bei Kindern ist es so, dass sie eine relativ große Körperoberfläche haben, die der Sonne dann ausgesetzt werden kann. Deswegen bei Kindern immer Hut.
Bei Kindern muss man besonders darauf achten, wenn die sich im Verhalten ändern. Die Kinder sind deswegen relativ gefährdeter als die erwachsenen Bürger. Und wenn die Kinder auffällig werden, dass sie quengeln, dass sie über Appetitlosigkeit klagen, dass sie über Kopfschmerzen klagen oder Bauchschmerzen klagen, dann ist auf jeden Fall angezeigt, die Kinder auch mal reinzuholen und in der Wohnung zu lassen.
"Leichte Kleidung ist auf jeden Fall sinnvoll"
Römermann: Kann ich mit meiner Kleidung denn auch dazu beitragen, mich ordentlich zu schützen? Was würden Sie da empfehlen?
Rütz: Ja. Eine leichte Kleidung ist auf jeden Fall sinnvoll, damit man nicht durch die Kleidung noch einen zusätzlichen Wärmestau erzeugt.
In dem Zusammenhang ist nicht nur die Kleidung wichtig. Was die meisten Leute vergessen ist, dass das Auto so eine richtige Wärmefalle ist. Das heißt, wenn das Auto den ganzen Tag irgendwo gestanden hat und man sich nachmittags da reinsetzt, weiß jeder, dann ist das ein Klima wie in der Sauna. Das heißt, das Auto sollte auch, bevor man losfährt, noch mal gut durchgelüftet werden. Die Klimaanlage springt ja auch nicht direkt an. Da sollte man sich die paar Minuten Zeit gönnen, damit man nicht in so einer wirklich saunaartigen Zone fährt.
Römermann: Der Arzt und Allgemeinmediziner Lothar Rütz aus Köln. Vielen Dank für diese Informationen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
