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Fußball-Regionalliga
Kein Geld für Dopingproben

Bei den Olympischen Spielen haben wir erlebt, dass Doping im Sport nach wie vor ein großes Thema ist. Umso erschreckender die Nachricht: in den deutschen Fußball-Regionalligen gibt es seit Monaten keine Dopingproben mehr. Es fehle an den notwendigen finanziellen Mitteln, heißt es von allen Seiten.

Von Frank Grundhever | 01.03.2018
    Ein Dopingkontrolleur der NADA (Nationale Anti-Doping-Agentur) bestellt einen Spieler zur Dopingprobe.
    Dieses Bild sieht man auf Plätzen der Regionalliga momentan nicht: ein Dopingkontrolleur am Rande eines Fußball-Spiels. (imago - Sven Simon)
    Es geht wie so oft ums Geld. DFB, Nada, die Regionalverbände oder die Klubs? Wer soll zahlen? Aktuell gilt: keiner will zahlen. Und so fallen die Proben eben aus. "Wenn ich jetzt dieses Saison nehme, da war noch niemand da", sagt Marcus Mann, Sportdirektor des 1. FC Saarbrücken. Sein Klub ist aktuell Tabellenführer der Regionalliga Südwest.
    Mit rund 300.000 Euro könnten die Tests für alle fünf Ligen gewährleistet werden. Für einen der reichsten Sportverbände der Welt wie den DFB eine im Vergleich geringe Summe. Doch in Frankfurt schiebt man vor, dass die vierten Spielklassen keine Ligen des Deutschen Fußball-Bundes sind. Somit könne aus steuerrechtlichen Gründen nicht finanziert werden.
    Seppelt: "Aufforderung zum Doping."
    Kein Geld, keine Proben. Für den ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt ein unhaltbarer Zustand: "Es ist quasi eine Aufforderung zum Doping mit Ansage, die hier geschieht. Nach dem Motto: ihr werdet ja sowieso nicht getestet. Und das erleben wir ja im Sport: wenn nicht getestet wird, dann ist die Häufigkeit von Doping noch viel größer." D
    Darüber hinaus sind gerade in den vierten Ligen schon mehrere Spieler positiv getestet worden. Notwendigkeit besteht also in jedem Fall. "Selbstverständlich ist es auch so, dass wir auch Hinweise bekommen aus den sogenannten ‚unteren Ligen‘, vor allem von dort übrigens, dass dort auch Medikamentenmissbrauch betrieben wird bis hin eben zum Doping, wenn nicht sogar darüber hinaus. Also eindeutig ist es ein Problem, dass der Deutsche Fußball hat", so Seppelt.
    Kleine Vereine können sich die Proben nicht leisten
    An der Grenze zum Profifußball geht es eben oft schon um Millionenbeträge. Die Aufstiegsspiele etwa sind Zuschauermagnete. Im Erfolgsfall winken Sponsoren- und TV-Gelder. "Je mehr Geld im Spiel ist, umso mehr ist natürlich nicht nur im Sport, sondern überall, die Gefahr größer, dass jemand manipulieren will", analysiert Franz-Josef Schumann, Präsident des saarländischen Fußballverbands und Mitglied der Regionalliga Südwest GbR.
    Und auch ihn beschäftigt die Frage, wie die notwendigen Dopingtests zukünftig bezahlt werden sollen. Legt man die Summe von 300.000 Euro auf die Vereine um, so müsste jeder Klub rund 3.000 Euro berappen. Nicht akzeptabel für die kleinen Dorfvereine. Die klammen Regionalverbände sind ebenfalls raus. Bleibt im Grunde nur noch der DFB.
    Am 8. März soll beim Dachverband noch mal verhandelt werden. Es wäre sicher ein deutliches Zeichen, wenn eine Finanzierungsmöglichkeit gefunden würde. Im Kampf gegen Doping im Fußball und im Sport allgemein.