"Ich zeig mal ganz kurz auf der Karte was hier. Es geht darum, der Leipziger Auwald, der ist natürlich Landschaftsschutzgebiet, das ist klar, kleinere Anteile sind Naturschutzgebiet. Und es gibt das Vogelschutzgebiet SPA, Special Protected Area heißt das also. Auf dieser Planung, die uns vorliegt, ist also ein anderer Verlauf. Aber dennoch gibt's ne kleine Ecke, die betroffen ist. Und außerdem ist es ja so, wenn dort Sportplätze betrieben werden mit Flutlicht und so weiter und so fort, dass, auch wenn das Gebiet nicht hundertprozentig das Vogelschutzgebiet ist, dennoch ne Betroffenheit auf das Gebiet wirkt. Es gibt natürlich auch entsprechende Geräuschemissionen und so weiter und so fort. Wir haben also hier ne Tribüne, die ist geplant für circa 1000 Zuschauer ..."
Die Aufregung in Leipzig ist groß, nicht nur bei Markus Kellermann von Deutschlands größtem Umweltverband, dem BUND. Red Bull, Sponsor des Fußball-Viertligisten Rasenballsport Leipzig, will ein Trainingszentrum bauen. Ausgerechnet im Auwald, ausgerechnet in jenem schmalen Korridor, der den südlichen vom nördlichen Teil dieses einzigartigen Ökosystems trennt. Seit 2006 sind Teile des Terrains Europäisches Vogelschutzgebiet. Rund 100 Vogelarten haben im Auwald und an seinen Flussläufen ihr Refugium, dazu neun Fledermausarten, viele stehen auf der "Roten Liste". Enrico Vlach von den Leipziger Ökolöwen:
"Wir fordern eine Verträglichkeitsprüfung der Europäischen Schutzgebiete. Dass das nicht durch Ein- oder Zweizeiler, wie's im Plan steht, weggeschoben wird, dass man diese Prüfung nicht machen müsste. Das geht nach unserer Ansicht gar nicht, weil das einfach ne gesetzliche Verpflichtung ist, um abzusehen - durch Lärm, durch Licht, durch Zuschauerbesuch -, dass man dort schaut, welche Beeinflussungen sind einfach da."
Monatelang kursierten in Leipzig Gerüchte um die Baupläne am Auwald-Standort. Nur das Elsterflutbecken trennt ihn vom einstigen Zentralstadion, der Red-Bull-Arena. Vor zwei Wochen lud die Stadtverwaltung die Umweltverbände zum Gespräch. Sie präsentierte Karten, auf denen das Vogelschutzgebiet nicht eingezeichnet war. Dem Deutschlandfunk liegen diese Papiere vor. Red Bull plant großzügig: sechs Spielfelder mit Flutlicht, Tribüne, Trainingshügel, Laufbahn, Sandfeld. Nebenan soll ein zweistöckiges Gebäude mit Indoor-Halle in den Auwald gepflanzt werden, dazu Bürogebäude, Internat und ein Neubau für Restaurant und Fanshop. Nur Teile der 93.000-Quadratmeter-Fläche werden derzeit schon genutzt. Knapp heißt es in dem Papier, das Trainingszentrum reiche ins Vogelschutzgebiet hinein. Und in Klammern setzen die RB-Planer den Vermerk, dass nebenan Eisvögel brüten. Grünen-Stadtrat Roland Quester hält es für klar rechtswidrig, dass Stadt und Red Bull auf eine Verträglichkeitsprüfung verzichten wollen. Der Konzern mit den springenden Stieren im Logo habe es zu eilig:
"So unter dem Motto: Wenn wir uns für 'nen Standort entschieden haben, dann kann uns doch die Stadt innerhalb von 14 Tagen ne Baugenehmigung erteilen, dann kann's losgehen. Und das ist, glaube ich, auch das Spannungsfeld, dass dort jemand da ist, den man prinzipiell in der Stadt haben möchte und auch unterstützen möchte. Die Stadt möchte ja auch, dass das große Stadion vernünftig bespielt wird. Und dem, was jetzt eigentlich an Verfahrensschritten notwendig wäre. Und das sind bei einem Europäischen Vogelschutzgebiet - da reden wir eigentlich über andere Zeiträume. Also, wir kennen das von verschiedenen anderen Vorhaben, wo es zum Teil Jahre dauert, eine Genehmigung für einen Fahrradweg durch ein Waldstück zu bekommen. Da muss einfach gleiches Recht für alle gelten. Das ist der Grundsatz. Völlig unabhängig davon, wie wichtig einem RB Leipzig ist, den alle sicherlich hier erfolgreich Fußball spielen sehen wollen."
Das Sächsische Umweltministerium verweist auf Anfrage auf das Bundesnaturschutzgesetz. Danach habe Leipzig eine Prüfung durchzuführen und, sind Arten der "Roten Liste" betroffen, die Stellungnahme der Europäischen Kommission einzuholen. Andernfalls sei die Planung angreifbar - womöglich drohe sogar ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof.
Die bekannt auf Image versessene Rathausspitze ignoriert das bisher. Auch Fragen des Deutschlandfunks ließ sie unbeantwortet. Unverdrossen verbreitet man die gute Nachricht von einer 30-Millionen-Euro-Investition. Red Bull, so verlautbarte die Stadt kürzlich, sei "das Beste, was Leipzig an Wirtschaftsförderung passieren konnte". Derlei Lob erfreut den Konzern, der ebenso gern wie die Kommune - allerdings ungleich erfolgreicher - in Marketing via Sport investiert. Erste Teile des Trainingszentrums sollen angeblich im Sommer stehen.
Oberbürgermeister Burkhard Jung fiel schon während der gescheiterten Olympiabewerbung mit Mauscheleien auf. Auch deshalb muss die Frage lauten: Steuert Leipzig auf den nächsten sportpolitischen Skandal zu?
Die Aufregung in Leipzig ist groß, nicht nur bei Markus Kellermann von Deutschlands größtem Umweltverband, dem BUND. Red Bull, Sponsor des Fußball-Viertligisten Rasenballsport Leipzig, will ein Trainingszentrum bauen. Ausgerechnet im Auwald, ausgerechnet in jenem schmalen Korridor, der den südlichen vom nördlichen Teil dieses einzigartigen Ökosystems trennt. Seit 2006 sind Teile des Terrains Europäisches Vogelschutzgebiet. Rund 100 Vogelarten haben im Auwald und an seinen Flussläufen ihr Refugium, dazu neun Fledermausarten, viele stehen auf der "Roten Liste". Enrico Vlach von den Leipziger Ökolöwen:
"Wir fordern eine Verträglichkeitsprüfung der Europäischen Schutzgebiete. Dass das nicht durch Ein- oder Zweizeiler, wie's im Plan steht, weggeschoben wird, dass man diese Prüfung nicht machen müsste. Das geht nach unserer Ansicht gar nicht, weil das einfach ne gesetzliche Verpflichtung ist, um abzusehen - durch Lärm, durch Licht, durch Zuschauerbesuch -, dass man dort schaut, welche Beeinflussungen sind einfach da."
Monatelang kursierten in Leipzig Gerüchte um die Baupläne am Auwald-Standort. Nur das Elsterflutbecken trennt ihn vom einstigen Zentralstadion, der Red-Bull-Arena. Vor zwei Wochen lud die Stadtverwaltung die Umweltverbände zum Gespräch. Sie präsentierte Karten, auf denen das Vogelschutzgebiet nicht eingezeichnet war. Dem Deutschlandfunk liegen diese Papiere vor. Red Bull plant großzügig: sechs Spielfelder mit Flutlicht, Tribüne, Trainingshügel, Laufbahn, Sandfeld. Nebenan soll ein zweistöckiges Gebäude mit Indoor-Halle in den Auwald gepflanzt werden, dazu Bürogebäude, Internat und ein Neubau für Restaurant und Fanshop. Nur Teile der 93.000-Quadratmeter-Fläche werden derzeit schon genutzt. Knapp heißt es in dem Papier, das Trainingszentrum reiche ins Vogelschutzgebiet hinein. Und in Klammern setzen die RB-Planer den Vermerk, dass nebenan Eisvögel brüten. Grünen-Stadtrat Roland Quester hält es für klar rechtswidrig, dass Stadt und Red Bull auf eine Verträglichkeitsprüfung verzichten wollen. Der Konzern mit den springenden Stieren im Logo habe es zu eilig:
"So unter dem Motto: Wenn wir uns für 'nen Standort entschieden haben, dann kann uns doch die Stadt innerhalb von 14 Tagen ne Baugenehmigung erteilen, dann kann's losgehen. Und das ist, glaube ich, auch das Spannungsfeld, dass dort jemand da ist, den man prinzipiell in der Stadt haben möchte und auch unterstützen möchte. Die Stadt möchte ja auch, dass das große Stadion vernünftig bespielt wird. Und dem, was jetzt eigentlich an Verfahrensschritten notwendig wäre. Und das sind bei einem Europäischen Vogelschutzgebiet - da reden wir eigentlich über andere Zeiträume. Also, wir kennen das von verschiedenen anderen Vorhaben, wo es zum Teil Jahre dauert, eine Genehmigung für einen Fahrradweg durch ein Waldstück zu bekommen. Da muss einfach gleiches Recht für alle gelten. Das ist der Grundsatz. Völlig unabhängig davon, wie wichtig einem RB Leipzig ist, den alle sicherlich hier erfolgreich Fußball spielen sehen wollen."
Das Sächsische Umweltministerium verweist auf Anfrage auf das Bundesnaturschutzgesetz. Danach habe Leipzig eine Prüfung durchzuführen und, sind Arten der "Roten Liste" betroffen, die Stellungnahme der Europäischen Kommission einzuholen. Andernfalls sei die Planung angreifbar - womöglich drohe sogar ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof.
Die bekannt auf Image versessene Rathausspitze ignoriert das bisher. Auch Fragen des Deutschlandfunks ließ sie unbeantwortet. Unverdrossen verbreitet man die gute Nachricht von einer 30-Millionen-Euro-Investition. Red Bull, so verlautbarte die Stadt kürzlich, sei "das Beste, was Leipzig an Wirtschaftsförderung passieren konnte". Derlei Lob erfreut den Konzern, der ebenso gern wie die Kommune - allerdings ungleich erfolgreicher - in Marketing via Sport investiert. Erste Teile des Trainingszentrums sollen angeblich im Sommer stehen.
Oberbürgermeister Burkhard Jung fiel schon während der gescheiterten Olympiabewerbung mit Mauscheleien auf. Auch deshalb muss die Frage lauten: Steuert Leipzig auf den nächsten sportpolitischen Skandal zu?