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80. Geburtstag
Mit Elvis im Studio

King of Rock'n'Roll, Sexsymbol, Schauspieler, Sänger - Elvis Presley ist vieles gewesen zu seinen Lebzeiten. Eine Pionierleistung war schon seine Debütsingle: "That's Alright", 1954 für Sun Records in Memphis, Tennessee, aufgenommen, verbindet schwarze und weiße Kultur auf bis dahin ungekannte Art und Weise. Heute wäre Elvis Presley 80 Jahre alt geworden.

Von Bernd Gürtler | 08.01.2015
    Ein Porträt von Elvis Presley in seinem ehemaligen Wohnhaus "Graceland" in Memphis, Tennessee.
    Ein Porträt von Elvis Presley in seinem ehemaligen Wohnhaus "Graceland" in Memphis, Tennessee. (picture alliance / dpa / Reinhard Kaufhold)
    Noch herrscht "Rassentrennung" im Süden der USA: Schwarze sitzen hinten im Bus, die Weißen vorn. Aber es gibt die Radioshow "Red Hot & Blue" auf WHBQ in Memphis, Tennessee. "Red Hot & Blue" präsentiert Künstler egal welcher Hautfarbe, Hauptsache die Musik ist gut. Schon etwas länger sendet die Konkurrenzwelle WDIA ein Radioprogramm komplett mit schwarzer Musik und schwarzen DJs.
    Es gab die Beale Street in Memphis, das Zentrum schwarzer Kultur im Süden. Zwei Querstraßen weiter gründet ein gewisser Sam Phillips das Schallplattenlabel Sun Records und betreut viele schwarze Künstler, BB King, Ike Turner, Howlin' Wolf. Bis Elvis Presley bei Sun Records für seine Mutter zum Geburtstag eine Ballade auf Schallplatte aufnehmen will.
    Ein Song zum Geburtstag
    Sam Phillips bittet den Gitarristen Scotty Moore, sich Elvis anzuhören und zu schauen, ob sich eine professionelle Schallplatteneinspielung lohnt. Scotty Moore wird später zu Protokoll geben, dass er den jungen Mann passabel fand und Sam Phillips telefonisch wissen ließ, mit dem richtigen Song sollte es gelingen.
    Für Anfang Juli 1954 wird ein Studiotermin angesetzt, aber nichts will gelingen. Erst als Elvis mehr zum Spaß einen schwarzen Blues von Arthur Crudup anstimmt, "That's Alright". Dann geht es ganz schnell.
    Ob sie das noch mal hinkriegen, will Sam Phillips wissen. Klingt gut, findet er, das sollten wir aufnehmen. Sie spielen es noch mal, und der Song war im Kasten, berichtet Scotty Moore.
    Elvis Presley singt "That's Alright" nicht wirklich wie ein Schwarzer, aber auch nicht wie ein Weißer. Seine Version ist eine echte Synthese und macht greifbar, was vorher irgendwie schon in der Luft lag sein. Sein Rock'n'Roll etabliert eine neue Form von Rassenintegration.
    "Elvis, the Pelvis" erregt landesweit Aufsehen
    Die Kontroverse ist perfekt, als eine ganze Nation bei mehreren landesweiten TV-Auftritten die Sinnlichkeit seines Hüftschwungs vorgeführt bekommt. "Untalentiert", "Vulgär" schäumen etablierte Medien wie New York Times und Daily News. Die Jugend ist umso mehr begeistert, Massenaufläufe kreischender Teenager begleiten ab sofort jeden seiner Auftritte.
    1970, bei einer Pressekonferenz in Houston, Texas wird Elvis auf seine Sun-Records-Einspielungen angesprochen. Fast scheint es, als sei er peinlich berührt.
    Hört sich ulkig an, mit sehr viel Hall aufgenommen, sein knapper Kommentar. 1977 stirbt Elvis Presley, ohne, dass er je eingehend zu seinem Schallplattenfrühwerk befragt worden wäre. Wahrscheinlich ist dem Sohn bettelarmer Landarbeiter, geboren 1935 in Tupelo, Mississippi nie bewusst geworden, welche Leistung das war, dass er sich den Gesellschaftskonventionen der amerikanischen Südstaaten nicht gebeugt hat, nicht auf Menschen schwarzer Hautfarbe und ihrer Kultur stattdessen mit Respekt begegnet ist. Sun-Records-Gründer Sam Phillips wusste allerdings, egal wo auf der Welt, die Menschen verbindet etwas, und das ist Musik.