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Afrika-Cup
Düstere Stimmung

Trotz großer Sicherheitsbedenken, hoher Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Probleme richtet Gabun den diesjährigen Afrika-Cup aus. 16 Mannschaften kämpfen bis Anfang Februar um die Afrikameisterschaft im Fußball. Doch die Vorfreude ist alles andere als groß im Gastgeberland.

Von Linda Staude | 12.01.2017
    Issa Hayato vom afrikanischen Fußballverband CAF verkündet im April 2015 Gabun als Ausrichter des Afrika Cup 2017.
    Gabun richtet den diesjährigen Afrika-Cup aus (dpa / picture alliance / Khaled Elfiqi)
    Die Arbeiter auf den Großbaustellen in Port Gentil und Oyem haben über Monate unter Hochdruck geschuftet. Die beiden Städte im Norden und Westen von Gabun haben für den Afrika-Cup zwei funkelnagelneue Fußballstadien bekommen – hochmodern, nach internationalem Standard, mit je 20.000 Sitzplätzen.
    Ist die Arbeit, die bereits getan ist, zufriedenstellend? "Nein, das würde ich nicht sagen. Weil der Bau der geplanten Straßen noch nicht einmal begonnen hat. Was das Stadion betrifft, sind die Fortschritte allerdings zufriedenstellend", äußert sich Vincent Essono Mengue, der Bürgermeister von Oyem, noch kurz vor Weihnachten besorgt.
    "Afrika-Cup wichtiger als soziale Programme"
    Die blutigen Unruhen nach den Wahlen im vergangenen August mit mindestens 100 Toten haben die Bauarbeiten verzögert. Und die Vorfreude auf die Fußballmeisterschaft spürbar gedämpft: "Der Afrika-Cup bringt den Menschen gar nichts. Sehen sie sich doch an, was die Gabuner ertragen müssen. Wir wollen nur unser Leben in Frieden leben."
    Die Wut der Bevölkerung entzündet sich nicht nur am Streit um Wahlfälschung und politische Macht. Es geht auch um Geld. Gabun hat sich den zweiten Afrika-Cup auf heimischem Boden gut 460 Milliarden Franc kosten lassen – mehr als 700 Millionen Euro. "Diese 463 Milliarden für die Organisation des Cups sind mehr als das Budget für Erziehung, Gesundheitswesen, Infrastruktur und Wohnungsbau zusammen. Das waren nur 441 Milliarden im vergangenen Jahr. Der Afrikacup scheint also wichtiger zu sein als alle sozialen Programme", wettert ein Blogger im Internet.
    Wirtschaftskrise stürzt Gabun in die Armut
    Das kleine Land an der Westküste Afrikas hat reiche Erdölvorkommen. Aber der Einbruch des Ölpreises hat Gabun in eine Wirtschaftskrise gestürzt. Jobs sind rar. Jeder dritte Haushalt muss mit weniger als vier Dollar am Tag auskommen. Fußball ist da zweitrangig. "Das interessiert mich nicht. Mich interessiert mein tägliches Leben und das ist mies. Die Gabuner Nationalspieler haben es gut: Sie haben ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und kriegen jeden Monat ihr Gehalt. Das macht für mich keinen Sinn. Ich konzentriere mich lieber auf mein Leben." Die junge Frau aus Oyem ist nicht alleine. Kritiker sagen, dass Präsident Ali Bongo Ondimba den Afrikacup nur ins Land geholt hat, um sein Image aufzupolieren und von seiner verfehlten Sozialpolitik abzulenken.
    Kolumnist Yannick Nambo: "In unserem Land müssen manche Kinder verschmutztes Wasser trinken. Mütter bringen ihre Babys alleine auf dem nackten Boden zur Welt. Es gibt keine Medikamente in den Krankenhäusern, keine Schulen."
    Wieder leere Ränge in den Stadien?
    Kein Wunder, dass der Ticketverkauf für die neuen Stadien nur schleppend läuft. Wie schon beim Afrikacup 2012 könnten die internationalen Fußballstars vor leeren Rängen auflaufen, wenn sie nicht gerade gegen die gastgebenden Panther antreten.
    Diesmal hat die Opposition außerdem zum Boykott des Turniers aufgerufen. Erfolgreich, wenn man dem Anti-Cup-Blogger im Internet Glauben schenken kann: "Ich bin Fußballfan. Aber aus Liebe zu meinem Land und für meine Brüder und Schwestern, die bei den Unruhen im Namen der Demokratie gestorben sind, werde ich keinen Fuß ins Stadion setzen. Dieser Fußball ist platt."