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Afrikacup
Ersatzausrichter für Kamerun gesucht

Afrikas Fußballverband CAF hat Kamerun die Ausrichtung des Afrika-Cups 2019 entzogen. Grund sind Rückstände bei den Vorbereitungen für das Turnier im kommenden Sommer und die Sicherheitslage im Land. Als Ersatz wären wohl nur zwei Kandidaten gewappnet.

Von Jens Borchers |
    Der deutsche Fußballer Marvin Plattenhardt (r) und der kamerunische Spieler Christian Bassogog kämpfen beim Vorrundenspiel des Fußball-Confed-Cup zwischen Deutschland und Kamerun um den Ball.
    Der deutsche Fußballer Marvin Plattenhardt (r) und der kamerunische Spieler Christian Bassogog kämpfen beim Vorrundenspiel des Fußball-Confed-Cup zwischen Deutschland und Kamerun um den Ball. (dpa-bildfunk / Marius Becker)
    Afrikas Fußballverband CAF hat Kamerun die Ausrichtung des Afrika-Cups 2019 entzogen. Das Turnier soll im kommenden Sommer stattfinden – bis Ende des Jahres muss die CAF jetzt einen neuen Gastgeber finden. Für Kamerun ist die Entscheidung peinlich. Paul Biya, seit 36 Jahren Herrscher des westafrikanischen Staates, hatte immer wieder vollmundig verkündet, sein Land sei bereit.
    Ist es aber nicht – das bekam Kamerun jetzt offiziell bescheinigt. Massive Verzögerungen beim Bau der Infrastruktur plus ein blutiger Aufstand im Westen des Landes – unter diesen Bedingungen will niemand in Kamerun Fussball spielen. Fragt sich nur: Wo soll der Afrika-Cup 2019 denn jetzt stattfinden?
    Notbremse in letzter Minute
    Ahmad Ahmad, der Präsident der Afrikanischen Fußballkonföderation CAF machte es kurz: "Wir haben entschieden, Kamerun die Ausrichtung der Afrika-Cups 2019 zu entziehen", verkündete Ahmad.
    Ahmad gestikuliert vor Mikrophonen.
    Der Präsident der Confederation of African Football (CAF), Ahmad Ahmad (AFP / Pius Utomi Ekpei)
    Jede andere Entscheidung wäre auch einigermaßen erstaunlich gewesen. Die Notbremse der CAF kommt wahrlich in letzter Minute. Als sich die Nachricht in Kamerun verbreitete, hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. Zu viele Menschen dort hatten schon länger den Eindruck, dass der Bau der Stadien, der Straßen und der Hotels für den Afrika-Cup 2019 nicht rasch genug voran kamen. Fast noch mehr Einfluß auf die Entscheidung des Afrikanischen Fußballverbandes dürfte aber die Sicherheitslage gehabt haben.
    "Praktisch im Krieg"
    Im Südwesten Kameruns sollten auch Spiele des Afrika-Cups ausgetragen werden, in der Stadt Limbé. Seit vielen Monaten tobt aber im Südwesten ein erbitterter bewaffneter Konflikt. Die englischsprachigen Kameruner dort fühlen sich von der Zentralregierung seit Jahrzehnten benachteiligt.
    Als vor zwei Jahren Proteste begannen, schlug die Regierung hart zurück - es gab Tote und viele Verletzte. Mittlerweile ist der Konflikt eskaliert, es gibt fast täglich Tote, hinzu kommen Entführungen. Deshalb reagieren die Menschen auf der Straße in Kameruns Wirtschaftsmetropole Doula keineswegs überrascht auf die Nachricht, dass Kamerun das Turnier jetzt entzogen wurde.
    "Wer hätte denn im Stadion von Limbé spielen sollen - praktisch im Krieg!", sagt ein Passant. "Das wäre doch eine Schande geworden für Kamerun." – Ein anderer meint: "Das ist doch nicht überraschend. Vielleicht sollte man erstmal unsere ganzen lokalen Probleme lösen."
    Rest an Glaubwürdigkeit nun verschwunden
    "Lokale Probleme" - daran mangelt es nicht. Kamerun steckt in einer schweren Wirtschaftskrise und baute dennoch zwei neue Fußballstadien. Kostenpunkt: 500 Millionen Dollar. Immer wieder hatten Präsident Biya und seine Helfer versichert, es werde alles rechtzeitig fertig für den Afrika-Cup 2019. Wenn der 86-jährige Präsident noch einen Rest Glaubwürdigkeit gehabt haben sollte im eigenen Land - auch dieser Rest ist jetzt verschwunden.
    Der kamerunische Präsident Paul Biya und seine Frau Chantal Biya hören während einer Wahlkundgebung im Maroua Stadion in der Region Far North von Kamerun Reden zu Ehren von Biyas Herrschaft zu.
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    Alle sieben Jahre wird in Kamerun ein neuer Präsident gewählt. Seit den Achtziger Jahren gibt es dabei stets den gleichen Sieger: Paul Biya (AFP / Alexis Huget)
    CAF-Präsident Ahmad Ahmad versuchte dennoch, den Menschen im Kamerun auf unbestimmte Weise Mut zu machen: "Die CAF wird sich bemühen, Kamerun zu unterstützen", sagte Ahamd Ahmad, "damit das Land sich gut darauf vorbereiten kann, einen Afrika-Cup auszurichten." In welchem Jahr – das sagte der CAF-Präsident vorsichtshalber nicht.
    Südafrika? Marokko?
    Er und die anderen Funktionäre des Afrikanischen Fußballverbandes müssen jetzt schleunigst einen neuen Gastgeber für den Afrika-Cup im kommenden Sommer finden. Das soll bis zum 31. Dezember erledigt werden. Angesichts dieser extrem knappen Zeitspanne müsste es ein Land sein, in dem die notwendige Infrastruktur schon steht.
    Das gilt in Afrika im Prinzip nur für zwei Staaten: Südafrika, das die Fußball-WM 2010 ausgerichtet hatte, ist der eine. Marokko, gerade zum 5. Mal mit einer Bewerbung für eine Weltmeisterschaft gescheitert, ist der zweite denkbare Staat. Ob einer von beiden bereit ist, so kurzfristig einzuspringen, ist allerdings völlig unklar.
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