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Altes Blut in alten Adern

Der doppelte Dopingfall zweier Protagonisten des Giro d’Italia wirft die zarten Reformbestrebungen im Profiradsport zurück. Nach Altstar Danilo di Luca wurde nun auch dessen acht Jahre jüngerer Teamkapitän und Etappensieger Mauro Santambrogio mit Epo überführt.

Von Tom Mustroph | 04.06.2013
    Eine neue Ära des Radsports ist angebrochen. Wie oft hat man diese Worte zuletzt gehört. Wie war man sogar geneigt, ihnen zu trauen - sehr auf der Hut zwar, aber dennoch begleitet von ermunternden Zeichen wie offeneren Rennen und besseren Kontrollen.

    Doch im neuen Radsport steckt noch sehr viel vom alten. Zwei der auffälligsten Protagonisten des letzten Giro d’Italia wurden mittlerweile wegen Epo-Gebrauchs aus dem Verkehr gezogen. Bei Danilo di Luca mochte man noch ans letzte Aufbäumen der Vergangenheit glauben.
    "Danilo di Luca ist ein Rennfahrer, der auf Drängen unseres Hauptsponsors Valentino Sciotti in unserem Team aufgenommen wurde. Sciotti wollte dies aus Gründen der Freundschaft und Nachbarschaft mit di Luca. Gewöhnlich verpflichtet unser Team einen Sportler mit einer solchen Vergangenheit nicht,..."

    ....ging Teamsprecher Francesco Pelosi unmittelbar nach Bekanntwerden der positiven Probe auf Distanz.

    Di Luca wurde im Jahr 2007 bereits wegen auffälliger Blutwerte gesperrt. 2009 ließ er sich mit dem Blutdopingmittel CERA erwischen. Dass er vier Jahre später mit einer anderen Epo-Variante unterwegs war, deutet auf professionell begrenzte Lernfähigkeit des Giro-Siegers von 2007 und Gewinners der Pro Tour Wertung 2005 hin.

    Wie schnell sich sein aktuelles Team Vini Fantini von ihm distanzierte und die Hauptschuld dem Sponsor zuschob, signalisierte noch einen Mentalitätswandel.

    Was hingegen sagte die Teamleitung, als Deutschlandfunk den Verdacht äußerte, dass di Lucas Dopingfall auch einen Schatten auf die bemerkenswerte Performance von Mauro Santambrogio werfen könnte? Santambrogio war der einzige, der in den Bergen dem späteren Girosieger Vincenzo Nibali folgen konnte und zeitweilig, auch dank di Lucas Hilfe, gute Aussichten auf einen Podiumsplatz hatte.

    Teamsprecher Pelosi warnte vor einem Verdachtsdomino.

    "Man muss Unterschiede machen. Danilo ist mit Doping erwischt worden. Er hat einen Fehler gemacht. Santambrogio hat alle regulären Kontrollen absolviert. Er ist 28 Jahre alt und hat in den vergangenen Jahren als Helfer große Rennen unter den besten 25 beendet. Er ist jetzt als Leader in die Mannschaft gekommen. Er hat sehr gut trainiert und eine fantastische Saison vorbereitet."

    Keine zwei Wochen später ist klar, dass Santambrogios fantastische Saison Epo-unterstützt ist. Klar ist ebenso, dass kontinuierliche Leistungsentwicklung als Indikator für Doping-freies Training nicht taugt. Auch Doper werden stetig besser. Das einzige Positive: Sie werden etwas häufiger erwischt. Das allein macht jedoch noch keine neue Ära aus.