Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

American Football
Duell der Deutschen

Sebastian Vollmer spielt für die New England Patriots. Björn Werner für die Indianapolis Colts. Einer von beiden wird im Endspiel um den Superbowl am 1. Februar dabei sein. Die Frage ist nur: Wer?

Heiko Oldörp | 18.01.2015
    Eine Collage zeigt die beiden deutschen NFL-Player Björn Werner (links) und Sebastian Vollmer.
    Wer kommt ins Finale? Vollmer oder Werner? (picture alliance / dpa / CJ Gunther )
    Sebastian Vollmer und Björn Werner werden Liga-Geschichte schreiben – noch nie standen sich in den NFL-Playoffs zwei Deutsche gegenüber. Dennoch ist das Duell gegen den Landsmann für Vollmer nichts Besonderes.
    "Ja, ich mein', es ist halt nicht er gegen mich oder ich gegen ihn, sondern es sind ja quasi zwei Teams."
    Stimmt natürlich, aber trotzdem könnten sich beide auf dem Platz einige Zweikämpfe liefern. Denn Werner soll sich als Outside Linebacker der Indianapolis Colts zum gegnerischen Quarterback – in diesem Fall, Tom Brady – durchwühlen und ihn am perfekten Pass hindern. Vollmer wiederum ist Offensive Lineman auf Seiten der New England Patriots und einer von Bradys fünf Bodyguards. Sein Job ist es:
    "Den Quarterback zu beschützen oder im Laufspiel den Defensive Lineman irgendwie aus dem Weg räumen, so dass da halt Platz zum Laufen ist."
    Die Wege von Vollmer und Werner sind ähnlich. Eher zufällig kommen sie als Jugendliche zum American Football. Düsseldorf Panther heißt der erste Verein von Vollmer, bei Werner sind es die Berlin Adler. 2003 wird Vollmer auf einer USA-Reise der deutschen Jugendnationalmannschaft von Scouts der Houston University entdeckt. Ein Jahr später zieht er nach Texas – sportlich und sprachlich eine Herausforderung.
    "Musste mir halt alles selber beibringen. Die Sprache lernen, Football, von der Technik und alles Mögliche. Also war schon hart am Anfang, aber definitiv die beste Entscheidung, die ich je gemacht hab'."
    Nach vier Jahren College wird der Rheinländer als erster Deutscher der NFL-Geschichte gedraftet. Bei der Talente-Auswahl im Frühjahr 2009 greift New England in der zweiten Runde zu. Die Patriots sind mit drei Super Bowl-Siegen das erfolgreichste Team des 21. Jahrhunderts - der 2,03 große und 143 Kilogramm schwere Deutsche wiederum ist ein Exot in der Elite-Liga. Aber er überzeugt schnell seinen Trainer, Bill Belichick.
    "Sebastian hat einen tollen Job gemacht, ist ein kluger Junge und arbeitet sehr hart. Er hat zwar nicht den gleichen Football-Background wie die anderen Spieler, aber er lernt schnell dazu und er hat Talent für die rechte und die linke Tackle-Position. Das ist ungewöhnlich, normalerweise spielt man nur links oder rechts."
    Mittlerweile spielt Vollmer in seiner sechsten Saison und gilt als Bradys zuverlässigster Leibwächter. Dennoch steht er in der Heimat ein wenig im Schatten von Björn Werner. Dieser ist 2013 als erster Deutscher gleich in der ersten Runde gedraftet worden – eine kleine Sensation.
    "With the 24th pick in the 2013 NFL Draft, the Indianapolis Colts select Björn Werner. A taste of Germany is coming to Indianapolis."
    Werner so heißt es, habe Star-Potential. Auf seine 1,90 Meter Körpergröße verteilen sich 121 Kilogramm. Mit den Colts und dessen starkem Quarterback Andrew Luck schafft er es in seiner ersten Saison gleich ins Playoff-Viertelfinale, scheitert hier aber klar bei den Patriots, bei denen Vollmer wegen eines Beinbruchs fehlt. Trotz der 22:43-Niederlage zieht Werner ein positives Fazit seiner ersten NFL-Saison.
    "War auf jeden Fall ein gutes Erlebnis, ich habe viel, viel gelernt. Wir sind halt unter den acht besten Teams. Und jetzt einfach darauf hinarbeiten, dass wir weiterkommen nächstes Jahr."
    Dies haben die Colts geschafft. Diesmal stehen sie im Halbfinale. Für Werner Neuland. Vollmer indes kennt das schon. Er spielte 2012 sogar im Super Bowl, unterlag mit den Patriots aber den New York Giants. New England ist gegen die Colts Favorit – doch egal, wer gewinnt, ein Sieger ist auf jeden Fall der American Football in Deutschland.