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Angriff auf Polizisten in Paris
Ermittler sprechen von Terroranschlag

Der Angriff auf Polizisten auf der Champs-Élysées war aus Sicht der Ermittler eine terroristische Tat. Darauf deute ein handschriftlicher Zettel am Tatort hin, auf dem die Terrormiliz IS verteidigt werde. Nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft hatte es während der langen Inhaftierung des mehrfach vorbestraften Mannes keine Zeichen einer Radikalisierung gegeben.

21.04.2017
    Fußgänger und Fahrzeuge auf den Champs Elysées, im Hintergrund der Triumphbogen. Einen Tag zuvor hatte hier ein Attentäter das Feuer auf Polizisten eröffnet und einen Beamten getötet.
    Fußgänger und Fahrzeuge auf den Champs Elysées. (AFP / Philippe Lopez)
    Der Pariser Staatsanwalt François Molins erklärte, bislang sei der Täter nicht durch Extremismus aufgefallen. Während der langen Inhaftierung des vorbestraften Mannes habe es keine Hinweise darauf gegeben.
    Nahe der Leiche sei ein Zettel mit einem handschriftlichen Text gefunden worden, in dem "die Sache" der Dschihadistenmiliz IS verteidigt werde, sagte Molins. Das Papier sei dem Mann vermutlich aus der Tasche gefallen. Untersucht werden müsse jetzt unter anderem, wie der Mann an seine Waffen gekommen ist und ob er Unterstützer hatte.
    Der 39-Jährige hatte Donnerstag Abend mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr auf der Avenue des Champs-Élysées das Feuer auf einen geparkten Polizeiwagen eröffnet und einen Polizisten getötet. Er verletzte zwei weitere Beamte und eine Touristin und wurde anschließend erschossen. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, dass auch eine Deutsche verletzt wurde. Im Auto des Mannes fanden die Ermittler eine weitere Schusswaffe sowie einen Koran. Der IS hatte die Tat bereits wenige Stunden später für sich reklamiert.
    Mehrfach wegen Gewalttaten verurteilt
    Der Mann war nach Angaben des Staatsanwalts 2005 wegen versuchten Totschlags von Polizisten zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Später folgten drei weitere Verurteilungen, insbesondere wegen Gewalt gegen einen Justiz-Angestellten und einen Mitgefangenen. Einschließlich Untersuchungshaft saß er demnach von 2001 bis 2015 fast durchgängig in Haft.
    Anfang dieses Jahres war der Mann wieder ins Visier der Ermittler geraten, weil er angeblich plante, Polizisten umzubringen. Die Ermittlungen hätten aber keine ausreichenden Beweise erbracht.
    Frankreich mobilisiert Sicherheitskräfte
    Nach dem Anschlag von Paris hat die französische Regierung die Sicherheitsmaßnahmen für die Präsidentschaftswahl massiv erhöht. Premierminister Cazeneuve erklärte nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts, zur Wahl am Sonntag würden mehr als 50.000 Polizisten und alle Spezialeinheiten eingesetzt, um den Schutz der Bürger zu gewährleisten.
    Er rief dazu auf, sich nicht von der Terrorgefahr einschüchtern zu lassen. Man spiele ansonsten den Feinden der Republik in die Hände. Cazeneuve sagte, "nichts darf dieses demokratische Ereignis behindern, das so grundlegend für unser Land ist."
    Sicherheitskräfte am Arc de Triomphe nach dem Anschlag auf den Champs Elysées in Paris.
    Sicherheitskräfte am Arc de Triomphe nach dem Anschlag auf den Champs Elysées in Paris. (AFP - Thomas Samson)
    Der Anschlag auf den Champs-Élysées rückte die Debatte über die innere Sicherheit in den Mittelpunkt des französischen Präsidentschafts-Wahlkampfs. Der konservative Kandidat Fillon sagte, der Kampf gegen "islamischen Totalitarismus" müsse die Priorität des nächsten Präsidenten sein.
    Premierminister Cazeneuve warf der Präsidentschaftskandidatin des Front National, Le Pen vor, den Anschlag für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Le Pen forderte wiederum die Regierung auf, alle Ausländer auszuweisen, die von den Geheimdiensten überwacht werden und die Zuwanderungsgsetze zu verschärfen.
    Der sozialliberale Kandidat Macron mahnte die Franzosen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Er hat seine letzten Kundgebungen vor dem ersten Wahlgang abgesagt.
    (vic/kis/mw/rm)