Donnerstag, 25. April 2024

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Angriff in Würzburg
Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen

Nach dem Axt-Angriff in Würzburg hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Es bestehe der Verdacht, dass der Attentäter die Tat als Mitglied der Terrormiliz IS zielgerichtet begangen habe. Geklärt werden soll, ob es Hintermänner gab. Zuvor hatte Innenminister Thomas de Maizière erklärt, der Täter habe sich vom IS "angestachelt" gefühlt.

20.07.2016
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière geht von einem Einzeltäter. (AFP / Tobias Schwarz)
    In einer Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft hieß es, es bestehe der Verdacht, dass der Attentäter die Tat als Mitglied der Terrormiliz IS zielgerichtet begangen habe. "Vor diesem Hintergrund ist zu klären, ob weitere bislang unbekannte Tatbeteiligte oder Hintermänner in die Tat eingebunden waren."
    Die Bundesanwaltschaft habe daher die Ermittlungen wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung und versuchten Mordes gegen nicht namentlich bekannte Beschuldigte aufgenommen und das Verfahren der Staatsanwaltschaft Bamberg übernommen.
    De Maizière: "Im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror"
    Innenminister de Maizière hatte zuvor in Berlin gesagt, das Bekennervideo enthalte keine Hinweise auf eine Anordnung des IS. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass der Täter vom IS angestachelt worden sei. "Es ist vielleicht auch ein Fall, der im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror liegt", sagte der CDU-Politiker.
    Er sprach von einem "brutalen Akt wahlloser Gewalt". Nicht bei allen Opfern stehe fest, ob sie überleben würden. Nach dem Angriff auf Zugreisende am Montagabend in der Nähe von Würzburg schweben zwei der fünf Verletzten weiter in Lebensgefahr.
    Polizisten stehen am 18.07.2016 bei Würzburg neben dem Zug, in dem ein 17-jähriger Asylbewerber mehrere Reisende mit einem Beil und einem Messer angriff und verletzte
    Polizeieinsatz nach dem Angriff auf Zugreisende bei Würzburg. (dpa)
    Am Dienstag hatten die Ermittler mitgeteilt, dass sie von einem islamistischen Hintergrund ausgehen. Zudem hatte eine IS-nahe Agentur ein Video veröffentlicht. Nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) ist darin der spätere Angreifer zu sehen.
    Herkunft und Alter werden angezweifelt
    Der Deutschlandfunk-Korrespondent Michael Watze berichtete, offenbar sei der Täter kein Afghane. So habe er den Abschiedsbrief an seinen Vater in pakistanischen Pashto verfasst. Die Ermittler hätten in seinem Zimmer zudem ein weiteres Dokument gefunden, das auf eine pakistanische Herkunft hinweise.
    Das sei bei der Überprüfung des Asylantrags nicht aufgefallen, sagte Watzke: "Als Pakistaner hätte der Mann statistisch gesehen deutlich schlechtere Chancen auf Asyl gehabt." Zudem sei das Alter nicht gesichert. Bisher hatten die Behörden es mit 17 angegeben. Als Minderjähriger habe er mehr Anspruch auf Hilfe von Behörden gehabt.
    Mansour: "Wie konnte so ein Monster entstehen?"
    Der Islam-Experte und Psychologe Ahmad Mansour forderte eine Debatte über den Umgang mit Werten. Es brauche Menschen, die junge Flüchtlinge langfristig betreuten und für diese Gesellschaft begeisterten, sagte er im Deutschlandfunk. "Wie wir mit Migration umgehen und Integration, ist eine Mammutaufgabe", so Mansour.
    Er nahm auch die Muslime in die Pflicht: "Wir müssen in der Lage sein, nicht nur nach jedem Anschlag mit der Antwort zu kommen, das hat mit dem Islam nichts zu tun." Man müsse sich fragen, "wie konnte so ein Monster innerhalb von uns entstehen?"
    (hba/ach)