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Angst vor No-go-Areas im Ruhrgebiet
Clans beherrschen ganze Straßenzüge

Nach Duisburg braucht auch Gelsenkirchen die Untersützung einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei, um in Problembezirken durchgreifen zu können. Vor allem kurdisch-libanesische Familien-Clans fallen durch Übergriffe auf - selbst auf Ordnungskräfte. Die Politik betont, es dürfe keine rechtsfreien Räume geben, in denen sich nicht einmal mehr Polizisten hineintrauten.

Von Sebastian Trepper | 16.12.2015
    Ein Schild der Autobahnausfahrt Gelsenkirchen-Süd auf der A40.
    Gelsenkirchen-Süd gilt als Problemstadtteil. (Imago / Eibner)
    Eigentlich sollte es nur ein routinemäßiges Treffen von Stadtverwaltung und Polizei in Gelsenkirchen sein. Dann gab es aber doch ein drängendes Thema, das alle Aufmerksamkeit auf sich zog: No-Go-Areas im Süden der Stadt beherrschen das Stadtgespräch in den letzten Wochen. Das Problem geht offenbar vor allem von kurdisch-libanesischen Familienclans aus.
    Abendlicher Blick über die Stadt Gelsenkirchen. 
    Ein Blick über die Stadt Gelsenkirchen. (Imago / Jochen Tack )
    Die Probleme in Gelsenkirchen hat ein Lagebericht der Polizeiwache Gelsenkirchen-Süd offenbart. Darin ist von mehreren problematischen Einsätzen im Süden der Stadt die Rede. Mehrfach waren Polizisten offenbar zu einem Einsatz im Umfeld der Clans gerufen worden. Dort trafen sie zunächst nur auf wenige Menschen. Offenbar benachrichtigten sich die Clan-Mitglieder aber per Handy und innerhalb kurzer Zeit sammelte sich eine Menschenmenge von bis zu 60 Personen. Die Beamten wurden von ihnen beschimpft und teilweise sogar körperlich angegriffen. Erst als zur Unterstützung mehrere weitere Streifenwagen eintrafen, beruhigte sich die Situation.
    Anfeindungen, Beleidigungen und gewalttätige Angriffen
    "Die Vorfälle, bei denen sich Polizeibeamte aber auch andere Einsatz- und Hilfskräfte, Anfeindungen, Beleidigungen und auch gewalttätigen Angriffen ausgesetzt sehen, haben leider auch in Gelsenkirchen zugenommen," heißt es in einer Presseerklärung von Stadt und Polizei. Betont wird aber, es gebe keine rechtsfreien No-Go-Areas. Damit das auch zukünftig so bleibt, hat das Innenministerium Nordrhein-Westfalen zugesagt, dass eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei die Polizei in Gelsenkirchen unterstützt.
    Um die Probleme in den Griff zu bekommen, arbeitet die Stadt Gelsenkirchen an einem ganzheitlichen Konzept. Neben dem Einsatz der Bereitschaftspolizisten soll eine verstärkte Zusammenarbeit von Polizei, Stadt und Staatsanwaltschaft gefördert werden - unter anderem um schneller zu Verurteilung vor Gericht zu kommen.
    Ähnliche Probleme in Duisburg-Marxloh und Essener Norden
    Dass Bereitschaftspolizisten statt Besucher von Fußballspielen oder von Konzerten Kollegen schützen, ist kein Einzelfall. Auch in Duisburg ist bereits eine zusätzliche Hundertschaft im Einsatz. Der Stadtteil Marxloh gilt vielen als Prototyp eines Problembezirks. Hier gehen die Probleme ebenfalls von kurdisch-libanesischen Großfamilien aus, Menschen rumänischer Abstammung sollen auch beteiligt sein. Aus einigen Stadtteilen von Essen wird ähnliches berichtet.