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Anschlag in Afghanistan
Zahl der Toten steigt auf mindestens 90

Bei einem Bombenanschlag im Diplomatenviertel von Kabul sind mindestens 90 Menschen getötet worden. Darunter ist auch ein afghanischer Mitarbeiter der deutschen Botschaft. Das Gebäude wurde durch die Explosion schwer beschädigt. Das Bundesinnenministerium verschob eine für heute geplante Sammelabschiebung nach Afghanistan.

    Eine schwere Explosion am 31.5.2017 hat das Diplomatenviertel in Kabul erschüttert
    Die deutsche Botschaft wurde bei dem Anschlag schwer beschädigt (AP Photos/Rahmat Gul)
    Das afghanische Gesundheitsministerium teilte mit, die Opferzahl sei auf mindestens 90 gestiegen, mehr als 400 seien verletzt worden. Der Sprengsatz explodierte in der Nähe der deutschen Botschaft. Das Gebäude wurde an der Frontseite schwer beschädigt, wie Fotos des Explosionsorts zeigen. Dutzende Fenster wurden eingedrückt. In dem Gebäudekomplex haben auch der deutsche Botschafter in Kabul und sein Stellvertreter ihre Büroräume.
    Außenminister Gabriel teilte in einer ersten Stellungnahme in Berlin mit, dass ein afghanischer Wachmann bei dem Attentat getötet wurde, weitere Mitarbeiter wurden verletzt. Mittlerweile befänden sich aber alle Angehörigen der deutschen Botschaft in Sicherheit.
    Der Außenminister hat einen Krisenstab einberufen, der die Lage weiter sonderieren soll. Gabriel betonte, solche Anschläge änderten nichts an der Entschlossenheit, die afghanische Regierung bei der Stabilisierung des Landes weiter zu unterstützen. Die Bundesregierung sieht derzeit offenbar auch keinen Grund, die Sicherheitslage in Afghanistan neu zu bewerten.
    Eine Sprecherin sagte in Berlin, der Kampf gegen die Taliban und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat konzentriere sich auf einige Provinzen. Das Auswärtige Amt erklärte, die Sicherheitslage am Hindukusch sei wechselhaft und regional unterschiedlich. Daran habe sich nichts geändert.
    Explosion im Diplomatenviertel
    Der Sprengsatz war in einem Auto in der afghanischen Hauptstadt detoniert. Im Umfeld befinden sich neben der deutschen Botschaft auch der Präsidentenpalast, das afghanische Innenministerium und mehrere ausländische Vertretungen. Frankreich teilte mit, dass auch das Gebäude seiner diplomatischen Vertretung bei der Detonation beschädigt wurde.
    Bei einem Anschlag in Kabul im Diplomatenviertel hat es viele Tote und Verletzte gegeben. Am 31.5.2017 war eine Autobombe explodiert. Die Behörden in Afghanistan gehen von einem Selbstmordattentat aus.
    Eine Rauchwolke nach dem Anschlag über Kabul (AFP PHOTO / SHAH MARAI)
    Die afghanischen Behörden gehen von einem Selbstmordanschlag aus. Die Explosion war so stark, dass noch in mehreren hundert Metern Entfernung Türen und Fenster beschädigt wurden. Fernsehbilder zeigen eine meterhohe Staubwolke, die über der Stadt aufstieg sowie zerstörte Gebäude und Autos.
    Steinmeier spricht von "barbarischem Akt"
    Bundespräsident Steinmeier verurteilte den Anschlag als abscheulichen Akt des Terrorismus. In einem Kondolenzbrief an den afghanischen Präsidenten Ghani heißt es, bei den Bemühungen im Kampf gegen den Terror würden beide Länder auch in Zukunft zusammenstehen.
    Auch die Nato kritisierte den Anschlag. Das Attentat spiegele die barbarische Natur der Täter und deren völlige Gleichgültigkeit gegenüber Zivilisten wider, teilte ein Sprecher mit.
    Innenminister verschiebt Sammelabschiebungen nach Afghanistan
    Wegen des Anschlags in Kabul wird die für heute Abend geplante Abschiebung von mehreren Afghanen in ihre Heimat verschoben. Das hat Bundesinnenminister de Maiziere nach Angaben von Teilnehmern im Innenausschuss erklärt. Die Absage erfolgte demnach nur für Mittwoch und aus Rücksicht auf Botschaftsangehörige, die mit der Schadensaufnahme befasst seien und sich nicht um die Ankunft des Flugzeugs kümmern könnten.
    An der grundsätzlichen Haltung zu Abschiebungen hält die Bundesregierung fest. Teile Afghanistans werden als sicher eingestuft, um abgelehnte afghanische Asylbewerber zurückbringen zu können. Der CDU-Innenpolitiker Schuster verteidigte das Vorgehen. Er sehe noch keinen Anlass, etwas zu ändern, sagte er im Deutschlandfunk.
    Man habe Bundeswehrsoldaten und deutsche Beamte in Afghanistan. Solange man diese nicht abziehe, müsse man nicht über einen Abschiebestopp diskutieren. Der CDU-Politiker wies darauf hin, auch in etlichen europäischen Städten habe es schwere Anschläge gegeben.
    Der migrationspolitische Sprecher der Grünen, Beck, schrieb auf Twitter, der heutige Tag habe auf tragische Weise vor Augen geführt, dass Afghanistan nicht sicher sei.
    Bereits zweiter Anschlag auf Vertretung Deutschlands
    Es ist das zweite Mal innerhalb eines halben Jahres, dass eine diplomatische Vertretung Deutschlands in Afghanistan zum Anschlagsziel wurde. Erst im Nobember 2016 hatten die Taliban-Milizen das deutsche Konsulat in Masar-i-Scharif angegriffen. Damals waren vier Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden. Wer für den heutigen Anschlag verantwortlich ist, steht noch nicht fest.
    (hg/tep/hba)