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Antibabypille Yasmin verdirbt die Bayer-Bilanz

Die Geschäfte beim Chemie- und Pharmakonzern Bayer laufen gut, allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen: Wegen drohender US-Klagen muss das Unternehmen für Vergleichszahlungen fast eine halbe Milliarde Euro zurückstellen.

Von Barbara Schmidt-Mattern | 31.07.2012
    Eine hohe Nachfrage nach Agrarchemikalien und eine solide Entwicklung im Gesundheitsgeschäft bescheren dem Bayer-Konzern ein kräftiges Plus: Der Umsatz stieg im zweiten Quartal dieses Jahres um zehn Prozent auf 10,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen kündigt deshalb an, seine Jahresprognose zu erhöhen. 2012 strebt Bayer jetzt einen Umsatzanstieg auf 39 bis 40 Milliarden Euro an, das entspricht vier bis fünf Prozent. Darüber hinaus wird beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ein Plus im oberen einstelligen%bereich erwartet. Profitiert haben die Leverkusener in den letzten Monaten unter anderem vom schwachen Euro, wie Konzernsprecher Günter Forneck erklärt:

    "Das heißt, der vergleichsweise schwache Euro hat dazu geführt, dass unsere Auslandsumsätze umgerechnet in Euro mehr wert waren. Und davon haben wir profitiert in durchaus nennenswerter Größe, fünf bis sechs Prozent, das schwankt je nach Teilbereich."

    Ein Sorgenkind bleibt allerdings die Kunststoffsparte Material Science. In diesem Teilbereich kämpft Bayer nach wie vor mit steigenden Rohstoffkosten:

    "Der Markt kann die nicht immer aufnehmen, das war auch in diesem Quartal so. Deshalb sind wir dort mit der Prognose etwas vorsichtiger und schauen nur für ein Quartal nach vorne und erwarten das etwa auf dem Niveau des abgelaufenen Quartals."

    Auf die Bilanz drückt aber vor allem der Rechtsstreit in den USA um mögliche Gesundheitsschäden, verursacht durch die Antibabypille Yasmin. Rund 14 tausend Amerikanerinnen haben Klage gegen Bayer eingereicht. Der Konzern hat deshalb fast eine halbe Milliarde Euro für Vergleichszahlungen zurückgestellt. Die Folge: ein massiver Einbruch des Nettogewinns um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert. Die Börse reagierte bis zum Mittag dennoch positiv mit einem Kurssprung für die Bayer-Aktie. Düster bleibt die Arbeitsplatzentwicklung bei Bayer in Europa. Konzernsprecher Günter Forneck:

    "Die Arbeitsplätze haben sich unterschiedlich entwickelt von Region zu Region. Im Rahmen des Programms haben wir deutlich gemacht, dass wir auch unsere Chancen in den Wachstumsmärkten suchen wollen. Das ist in Asien, Pazifik, Lateinamerika, Afrika, Nahost. Und dort haben wir einen kräftigen Stellenzuwachs um insgesamt jetzt 900 Vollzeitstellen. In Europa sind es 1500 Stellen weniger als im Vorjahr zum Stichtag 30.6. und in Nordamerika 500 Stellen weniger. Diese Stellen sind überwiegend im Bereich der Administration weggefallen, und dafür haben wir die Organisation in den Schwellenländern aufgebaut."

    Vorstandschef Marijn Dekkers zeigte sich unterm Strich zufrieden mit dem heutigen Zwischenbericht und sprach von einer "erfreulichen Entwicklung".