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Auf- und Abstieg im M-DAX und im Tec-DAX

Alle drei Monate überprüft der Arbeitskreis Indizes der Deutschen Börse die Zusammensetzung beim DAX, dem M-DAX und anderen Nebenwerten. Dann wird entschieden, wer bleiben darf und wer Platz machen muss. Heute konnten wieder zwei Unternehmen nachrücken.

Von Michael Braun | 19.03.2012
    Aktienindizes sind ein Spiegelbild der Börse, nicht der Volkswirtschaft. In ihnen sind die Aktien größten börsennotierten Unternehmen der jeweiligen Anlagegruppe enthalten. Es geht um Größe, nicht primär um die volkswirtschaftliche Bedeutung. Der Kapitalmarktexperte Matthias Jörss:

    "Wir haben viele Sektoren, die kaum im Aktienmarkt notiert sind, entweder, weil sie weniger kapitalintensiv sind oder weil sie in privaten Händen sind. Und wir haben andere Sektoren, die sehr stark im Aktienmarkt repräsentiert sind, zum Beispiel, weil sie sehr viel Kapitalbedarf haben, wie zum Beispiel der Finanzsektor, oder auch aus anderen Gründen, die historisch gewachsen sind."

    Die größten Aktien finden sich unter den 30 Papieren des Deutschen Aktienindexes DAX. Im M-DAX sind die nächst größten 50 Aktien versammelt. Der M-DAX ist der Index der mittelkapitalisierten Werte. Gemessen wird das am Marktwert der frei verfügbaren Aktien, die also nicht in festen Händen von Großaktionären sind. Zweites Kriterium ist der Börsenumsatz, ein Indiz dafür, wie viel Interesse an einer Aktie besteht, wie oft sie also gekauft und verkauft wird. An Heidelberger Druck hatte das Interesse nachgelassen. Die Aktie gehörte nicht mehr zu den 60 wertvollsten und auch nicht mehr zu den 60 umsatzstärksten Papieren hinter den 30 DAX-Werten. Das liege an den Schwierigkeiten der Druckmaschinenbranche, sagt Stefan Schöppner von der Commerzbank:

    "Entscheidend für die Druckmaschinenbranche ist der Werbedruck. Jeder von uns merkt es: Werbung kommt in der Tendenz immer weniger gedruckt, sondern immer mehr über das Internet, per E-Mail oder wir kriegen die Werbung individualisiert, dass da irgendwo unser Name draufsteht oder dass wir genau das kriegen, das irgendein Konsumforscher vorher schon festgestellt hat, für was wir uns besonders interessieren. Das ist dann eben nur in kleiner Auflage. Und da sind die großen Dinosauriermaschinen nicht ganz das Richtige."

    Besser ins M-DAX-Konzept passte das Papier der Dürr AG. Das Unternehmen aus Bietigheim-Bissingen ist ein renommierter Autozulieferer, plant und baut etwa Lackierereien und Endmontagewerke. Der Aktienkurs hat sich seit Mai vorigen Jahres etwa verdoppelt. Und Jasko Terzic, Analyst bei der DZ Bank, sieht die gute Auftrags- und Ertragslage keineswegs an einem Ende angekommen:

    "Der Auftragsbestand liegt bei zwei Milliarden. Die Zahl per se bedeutet, dass Dürr bis Mitte 2013 ausgelastet ist."

    Ähnlich die Wechselgründe auch im Tec-DAX. Hier sind die 30 nach Marktwert und Börsenumsatz größten Technologieaktien versammelt. Er war einmal stark von den Solarwerten bestimmt. Das ist vorbei, weil die Branche erhebliche Schwierigkeiten hat, sich der deutlich billigeren asiatischen Konkurrenz zu erwehren. Jürgen Meyer von SEB Asset Management:

    "Mittlerweile lässt sich ja schon seit längerer Zeit beobachten, dass alle Unternehmen dieser Branche nur noch ein Schatten ihrer selbst sind und die Profitabilität einzelner Anbieter der Vergangenheit mit Sicherheit Geschichte sein wird."

    So hat Q-Cells sein Eigenkapital in der Krise verloren, musste aus dem Tec-DAX ausscheiden. Neu hinein kam heute die Aktie des Netzwerk-Spezialisten Euromicron. Die Aktie des Frankfurter Unternehmens schwankt, lag Mitte vorigen Jahres schon mal fast so hoch wie jetzt, fiel dann zurück und hat seit Jahresbeginn wieder 40 Prozent gewinnen.

    Deshalb wurden heute am ersten Handelstag als Tec-DAX-Wert Gewinne mitgenommen. Q-Cells brach weiter ein. Heidelberger Druck und Dürr, der alte und der neue M-DAX-Wert, legten heute beide zu. Auch wenn das Bild heute nicht einheitlich ist: Tendenziell wirkt eine Indexmitgliedschaft Kurs steigernd, schon weil Indexfonds sehr beliebt geworden sind. Und die kaufen alle Aktien des Indexes, den sie nachbilden. Und zwar nur die, keine anderen.