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Ausgelassene Stimmung bei der Fußball-WM
"Ein Russland wie es sein könnte"

In den WM-Städten herrscht eine ausgelassene Stimmung. Selbst die sonst so rabiaten russischen Polizisten sehen den Feiern russischer und ausländischer Fans zu. Wohl auf Anweisung: "Für Präsident Putin ist es besonders wichtig, dass ein positives Bild nach außen gesendet wird", berichtet Russland-Kennerin Olga Sviridenko im Dlf.

30.06.2018
    Fans spielen während der WM Fussball auf dem Roten Platz.
    Fans spielen während der WM Fussball auf dem Roten Platz. (imago sportfotodienst)
    "Viele Russen erkennen ihre Städte nicht wieder", erzählt Sviridenko im Deutschlandfunk. Die Russen könnten sich zusammen mit den ausländischen Fans auf den Plätzen und Straßen versammeln, feiern, Alkohol trinken und rauchen. Die Polizisten seien dabei zuvorkommend und freundlich. Normalerweise seien viele dieser Dinge ein Tabu.
    Demonstrationen bleiben verboten
    Die Menschen vor Ort sagten einstimmig, dass sich die Polizisten vollkommen anders verhielten als sonst und das es eine Anweisung von oben gegeben haben müsse. Die Polizisten hätten quasi Samthandschuhe an. Putin selber habe den Polizisten empfohlen, ihre Aufgaben besonders delikat und korrekt auszuüben, damit die ausländischen Fans in Russland ein großes Fest feiern könnten. "Politische Massenversammlungen und Demonstrationen die sind natürlich nach wie vor verboten", berichtet Sportpolitik-Expertin Sviridenko.
    Keine Aufbruchstimmung
    Man müsse jetzt abwarten bis die Weltmeisterschaft vorbei sei und die ausländischen Fans wieder abgereist seien, um zu schauen, ob sich das politische Klima wirklich geändert habe: "Ich würde nicht von einer Aufbruchsstimmung sprechen, denn ohnehin treten diese Veränderungen ja auch nur in den elf WM-Städten ein und außerhalb geht das Leben weiter wie bisher", sagt Sviridenko. Es könne natürlich auch eine Chance sein, wenn die Russen merkten, dass sie nicht nur von Feinden umgeben sind und ihre Freiheiten nicht mehr zurückgeben wollten.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.