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Autobauer plagen Rekordsorgen

BMW meldet Rekordverkäufe, Rekordumsätze und Rekordgewinne. Auch Konkurrent VW steigerte Umsatz und Verkaufszahlen. Doch die deutschen Autobauer blicken sorgenvoll in die Zukunft. Denn die Krise in vielen europäischen Ländern macht der Branche weiterhin zu schaffen.

Von Michael Braun | 14.03.2013
    Der Konkurrenzkampf wird nicht nur auf der Straße geführt. Gestritten wird auch um die Herrschaft auf dem Nachrichtenmarkt. Da passt es in München nicht, dass VW mit seiner Bilanz allein die Wirtschaftsjournaille beschäftigt. BMW veröffentlichte heute flugs auch die wichtigsten Daten - und ist schon mit im Gespräch, auch an den Börsen. So fällt es kaum auf, wenn die Kurse bei BMW bröckeln. Schließlich geht es bei VW stärker abwärts. Und dass Daimler aufholt, mag für den Kurs heute gelten, nicht aber für die Hackordnung auf dem Markt. Die schätzt Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler als stabil ein:

    "Ich würde sagen vom Wachstum her, von den Gewinnen her, die im Endeffekt erzielt werden, vom Erfolg auf den Märkten, von den Marktanteilen her, sehe ich 2013 auch die Reihenfolge von 2012 nach wie vor: Volkswagen inklusive Audi und Porsche knapp vor BMW und knapp vor Daimler."

    Dass VW Autos noch und noch verkauft, ist bekannt. Voriges Jahr waren es 9,07 Millionen Pkws, ein Plus von 11,2 Prozent. Der Umsatz stieg fast doppelt so schnell, um knapp 21 Prozent. Aber der Betriebsgewinn legte nur um zwei Prozent auf 11,5 Milliarden Euro zu. Bei der Kernmarke VW schrumpfte gar das operatives Ergebnis um vier Prozent. Das, so der Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn, habe auch an der Krise in Europa gelegen. Die dauere an:

    "2013 wird für die gesamte Branche zum Jahr der Bewährung. Auch für uns. Insbesondere Europa bleibt ein Wackelkandidat. Die Schuldenkrise ist nicht überwunden. Die Märkte hier bleiben auf absehbare Zeit schwach."

    VW-Enblem WolfsburgAuch für dies Jahr kündigte Winterkorn an, mehr Autos zu verkaufen. So solle die Kapazität in China von 2,6 Millionen auf vier Millionen Autos in fünf Jahren wachsen. Der Umsatz werde steigen, das Ergebnis aber wieder das Niveau des Vorjahres erreichen. Zu bescheiden? Investoren nehmen Winterkorn die vorsichtige Prognose kaum übel. Jürgen Meyer von SEB Asset Management:

    "Dass VW trotz dieser herausfordernden Umstände überhaupt einen Gewinn auf Höhe des Vorjahresniveaus heute schon in Aussicht stellen kann, ist im Gegenteil ein sehr ermutigendes Signal."

    Immerhin: VW hebt die Dividende an, um ein Drittel 3,06 Euro, schüttet gleichwohl nur rund ein Viertel des Gewinns aus. Der große Rest wird gebraucht. Nach MAN und Porsche und Ducati ist der Appetit auf Zukäufe nicht vergangen. Alfa Romeo sei eine tolle Marke, meinte Winterkorn.

    Damit rückte VW noch näher an die Konkurrenz aus München heran. Die verkündete heute, sie habe das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte vorgelegt. Das beeindruckte an den Finanzmärkten aber kaum. Auch bei BMW stieg der Umsatz stark, um 11,7 Prozent. Der Konzernüberschuss konnte mit seinem Zuwachs um 4,4 Prozent nicht mithalten. Und dass die Dividende nur um 20 Cent auf 2,50 Euro steigen soll, war weniger als man von den Münchner erwartet hatte.