Freitag, 17. Mai 2024

System Putin
Autor Julian Hans sieht Gewalt in russischer Gesellschaft als Normalität - Nawalnys Angstfreiheit wurde so zur Bedrohung

Der Autor und Journalist Julian Hans sieht den angstfreien Umgang des russischen Oppositionspolitikers Nawalny mit dem Regime als einen Grund für dessen Tod.

24.02.2024
    Demonstranten versammeln sich nach dem Tod von Alexej Nawalny mit einem Schild mit der Aufschrift "Putin is a murderer" (Putin ist ein Mörder) vor der russischen Botschaft in Berlin.
    Für die Demonstranten vor der russischen Botschaft in Berlin steht fest, wer für den Tod von Alexej Nawalny verantwortlich ist (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Im Deutschlandfunk sagte Hans, Nawalny habe über die Mächtigen gelacht. Das sei für ein Regime, das auf Angst aufbaue, eine existenzielle Bedrohung. Dass er gezeigt habe, dass er keine Angst habe, sei mit ein Grund für seine Ermordung, so Hans. Diese sei widerum ein Zeichen an alle, dass es aussichtslos und gefährlich sei, sich mit dem Staat anzulegen.
    Der Autor des Buches "Kinder der Gewalt. Ein Porträt Russlands in fünf Verbrechen" beschrieb Gewalt als einen wichtigen Teil der russischen Normalität. Die Menschen hätten gelernt, dass sie keine Aussicht hätten, sich gegen Gewalt zu wehren. Man könne nur versuchen, nicht ins Visier von Gewalttätern zu kommen. Als Beispiele nannte Hans etwa Bandenkriminalität sowie weitgehende Straffreiheit für häusliche Gewalt. Zudem habe die Gesellschaft nie gelernt, dass der Staat sie schütze. Das aber sei eine Voraussetzung für Empathie - etwa mit den Menschen in der Ukraine.
    Diese Nachricht wurde am 23.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.