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Balzen in Brandenburg

In den meisten Regionen Deutschlands ist die Großtrappe bereits ausgestorben. Nur in Brandenburg erholt sich die bedrohte Vogelpopulation dank eines konsequenten Umweltschutzes. 110 Tiere nisten bereits wieder im Havelland nahe Berlin - ein positives Beispiel für gelungenen Artenschutz anlässlich des "Aktionstags der Bundesländer zur biologischen Vielfalt".

Von Claudia van Laak |
    Sie hat Ähnlichkeiten mit einer Pute, ist mit den Kranichen verwandt, ist bis zu zwölf Kilogramm schwer und hat eine Flügelspannweite von zwei Metern: die Großtrappe. Nur wenige kennen diesen Vogel, denn die Großtrappe ist in Deutschland fast ausgestorben. Nur 110 Tiere dieser Art gibt es noch, sie leben alle in Brandenburg, und zwar im Havelland westlich von Berlin und können dort im Moment von zwei Beobachtungstürmen aus betrachtet werden.

    "Jetzt macht er es wieder. Oh, schön, sehr schön! Guck doch mal einer, der das noch nie gesehen hat!"

    Es sind die balzenden Hähne, die Matthias Freude zu diesen Begeisterungsstürmen hinreißen. Der Präsident des brandenburgischen Landesumweltamtes kommt jedes Jahr im Frühling ins havelländische Luch, um sich dieses Schauspiel anzusehen.

    "Die haben ein Problem, dass sie nicht so schön singen können, haben keine aufregenden Verhaltensweisen, rumspringen oder so etwas. Sie müssen sich anders bemerkbar machen. Sie haben einen Weg gefunden, die machen das optisch."

    Der Balzplatz ist eine Weide. Mehrere Hähne plustern sich auf und stülpen ihr braungraues Federkleid um, so dass die zuvor verdeckten, strahlend weißen Federn zum Vorschein kommen. So werden aus den unauffälligen Großtrappen weiße Federbälle, die auch aus mehreren hundert Metern Entfernung zu erkennen sind. Die Hennen sitzen auf einem Acker nebenan und betrachten das Schauspiel. Torsten Langgemach, Leiter der Vogelschutzwarte Buckow, erläutert diesen Auftritt.

    "Da sind die attraktivsten Männer, also, die ältesten Männchen, die am dominantesten wirken, diejenigen, die zum Zuge kommen. Denn die Weibchen treffen die Entscheidung und gehen zu dem hin, der schon ein bisschen was gelernt hat. Wie im richtigen Leben: Die Frauen treffen die wirklich wichtigen Entscheidungen."

    Der Bestand der Großtrappe hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt, dank der Arbeit der brandenburgischen Naturschützer. Die Landwirte in diesem europäischen Vogelschutzgebiet bekommen Ausgleichszahlungen, damit sie ihre Felder extensiv bewirtschaften. In der Brutzeit sollten sie möglichst nicht mit großen Maschinen über Acker und Wiesen fahren, um die Gelege nicht zu zerstören.

    "Wenn man weiß, dass eine Großtrappe von der Geburt, von der Eiablage bis zum Flüggewerden fast ein Vierteljahr braucht, weiß man, dass man über die Häufigkeit der Bewirtschaftung auch viel bewirken kann. Man kann viel Schaden anrichten, indem die Eier und Jungvögel ausgemäht werden, und man kann dafür sorgen, dass sie groß werden, wenn man das steuert."

    Dies ist in Brandenburg gelungen. Die Mitarbeiter der Vogelschutzwarte haben ein Gehege angelegt, in dem die Großtrappen - ohne von Füchsen oder Greifvögeln gestört zu werden - in Ruhe brüten können. Zum Teil ziehen die Mitarbeiter der Vogelschutzwarte die Großtrappenküken mit der Hand auf und wildern sie anschließend aus. Torsten Langgemach.

    "Es gefällt ihnen hier noch, weil hier was für ihren Lebensraum getan wird. Also, die Trappen sind in vielen Gebieten, allein in 30 Gebieten, die mal als Trappenschongebiete ausgewiesen worden waren, ausgestorben - nur hier nicht, wo was für ihren Lebensraum getan werden konnte, nämlich hier bei uns, dann in den Belziger Landschaftswiesen und im Fiener Bruch an der Grenze zu Sachsen-Anhalt, da haben sie überlebt, und da können Sie heute noch reproduktionsfähige Trappenpopulationen erleben."

    Und so sagt der Präsident des brandenburgischen Landesumweltamtes Matthias Freude nicht ohne Stolz: Das ist unser Beitrag zur Artenvielfalt - wir haben die Großtrappe vor dem Aussterben gerettet.