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Basketball
Historische Nacht für deutschen Frauen-Basketball

Auch Dirk Nowitzki ging diesen Weg: Jedes Jahr rekrutieren die Teams der nordamerikanischen Männer- und Frauen-Basketballligen im sogenannten Draft die besten Jungtalente. Mit Satou Sabally, Luisa Geiselsöder und Leonie Fiebich wurden diesmal gleich drei deutsche Basketballerinnen ausgewählt.

Von Raphael Späth | 18.04.2020
Die Basketball-Spielerin Satou Sabally spielte bislang für die Oregon Ducks.
Die Berliner Basketball-Spielerin Satou Sabally spielte bislang bei den Oregon Ducks für die University of Oregon - und bald in der nordamerikanischen Frauen-Basketballliga NWBA. (imago images / Icon SMI)
"With the second Pick in the 2020 WNBA Draft, the Dallas Wings select Satou Sabally from the University of Oregon."
Für jedes Basketballtalent ist es der große Traum, den eigenen Namen im Draft zu hören. Für Satou Sabally ging dieser Traum gestern Nacht in Erfüllung: Die 21-Jährige Berlinerin hat drei Jahre lang für die University of Oregon gespielt, wurde gestern dann an zweiter Stelle von den Dallas Wings, dem Schwesterteam der Dallas Mavericks, ausgewählt. Nach Dirk Nowitzki könnte sie also der nächste deutsche Basketball-Star in Dallas werden.
"Mit so jemandem wie ihm verglichen zu werden, ist wirklich eine Ehre. Er hat den amerikanischen Basketball so geprägt, jeder hier, wenn die herausfinden, dass ich Deutsche bin, sagen: "Ah, Dirk! Dirk!" Aber so möchte ich auch wirklich meinen Inprint auf die Basketballwelt lassen. Und wenn ich dann die weibliche Dirk Nowitzki-Satou Sabally bin, dann finde ich das auch super."
Drei vielversprechende deutsche Talente
Die Anlagen dazu hat sie auf jeden Fall: Wie Nowitzki spielt auch sie auf einer der Forward-Positionen, ihre Vielseitigkeit macht sie für ihre Gegenspielerinnen oft unberechenbar. In der abgelaufenen College-Saison erzielte sie im Schnitt 16 Punkte pro Spiel, wurde als bester Small Forward landesweit ausgezeichnet.
Aber Sabally war gestern Abend nicht die einzige Deutsche, die den Sprung in die WNBA geschafft hat: An 21. und 22. Stelle wurden mit Luisa Geiselsöder und Leonie Fiebich zwei weitere deutsche Jung-Talente ausgewählt – im Gegensatz zu Satou Sabally haben die beiden aber noch keine Erfahrungen mit amerikanischem Basketball gemacht, beide standen bis zu dieser Saison noch in der deutschen Bundesliga unter Vertrag. Leonie Fiebich wird in Zukunft mit der bisher einzigen Deutschen in der WNBA, Marie Gülich, in Los Angeles spielen. Luisa Geiselsöder wechselt – wie Satou Sabally auch – zu den Dallas Wings.
"Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es wirklich schon so früh klappt. Ich dachte ja, in zwei oder drei Jahren habe ich auch mal die Chance, dort mitspielen zu können", sagt Luisa Geiselsöder.
Gute Nachwuchsarbeit im deutschen Frauen-Basketball
Die 20-Jährige hat die letzten fünf Spielzeiten bei den Angels Nördlingen in der Basketball-Bundesliga gespielt – in dieser Saison feierte sie dann aber nicht nur ihr Nationalmannschaftsdebüt, sondern war mit 18 Punkten pro Spiel auch Leistungsträgerin ihrer Mannschaft in Nördlingen.
"Ich glaube, dass ich jetzt dank Nördlingen mich noch einmal weiterentwickelt habe. Das war jetzt mein Sprungbrett-Jahr und die harte Arbeit hat sich auf jeden Fall ausgezahlt."
Fiebich und Geiselsöder zeigen, dass die Nachwuchsarbeit im deutschen Frauen-Basketball funktioniert. Wann es dann aber tatsächlich losgeht, weiß derzeit noch niemand. Der Saisonstart, ursprünglich auf den 15. Mai terminiert, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Luisa Geiselsöder und Leonie Fiebich werden, auch aufgrund der Corona-Reisebestimmungen, wohl erst im nächsten Jahr zum Team dazustoßen und in der kommenden Saison noch in Europa Spielpraxis und Erfahrung sammeln. Und trotzdem: Die gestrige Nacht – eine historische für den deutschen Frauen-Basketball, meint Luisa Geiselsöder:
"Wir haben Geschichte geschrieben mit momentan vier Spielerinnen in der WNBA. Das gab es noch nie. Es wurden jetzt drei dieses Jahr im Draft gezogen, ich glaube, man sieht einfach, dass sich der deutsche Frauen-Basketball in Deutschland entwickelt und auch ansehenswerter wird."