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Bayerische Blasmusik
Hauptsache Gaudi

Der traditionellen Bayerischen Blasmusik haftet außerhalb des Freistaates oft etwas Altbackenes an. Doch es geht auch anders: Dass bayerische Klänge und konzertante Musik zusammenpassen, zeigt zum Beispiel der Musikantenstammtisch in Altenau.

Von Katrin Kühne |
    Die Bachhauser Blasmusik spielt am 04.09.2014 in München (Bayern) bei der Trachtennacht im Postpalast.
    Die Bachhauser Blasmusik bei der Trachtennacht im Münchener Postpalast. (dpa/picture alliance/Felix Hörhager)
    Der kleine Ferienort Altenau liegt in den Ammergauer Alpen. Ein paar Kilometer entfernt von U'gau und O'gau, wie die Einheimischen Unter- und Oberammergau nennen.
    Die Kühe trotten am Abend gemütlich von der Weide in ihre heimatlichen Ställe. Bald ist überall im Dorf das Brummen der Melkmaschinen zu hören, auch beim Altenauer Dorfwirt gegenüber. Florian Spiegelberger erzählt, dass erst seit knapp drei Jahren das alte Gasthaus mit seiner Sonnenterrasse wieder geöffnet ist. Zuvor war die Wirtschaft war fast zehn Jahre geschlossen.
    "Das Haus ist mehr oder weniger verfallen und wurde zum Schandfleck im Dorf. Und dann haben einfach eine Handvoll Altenauer beschlossen, das kann nicht mehr so weitergehen."
    Treffpunkt für Musikanten aus der Umgebung
    Eine Genossenschaft wurde gegründet und los ging's mit dem Wiederaufbau, an dem sich faktisch das ganze Dorf beteiligte. "Wie eine Bombe eingeschlagen" ist der monatliche offene Musikantenstammtisch, so der Dorfwirt. Zu dem rückt nicht nur "Bayerisch Blech" in Gestalt der Altenauer Blasmusikkapelle an, auch Musikanten aus der Umgebung oder ein Trio aus München und Pürgen. Der Gitarrist Lutger im Winkel begleitet Edith Murr und Peter Niekel auf ihren rund 20 cm langen, selbst gebastelten Chromatischen Mundharmonikas.
    Nach und nach treffen immer mehr Musiker ein, oder Musikanten, wie sie hier stolz sagen. Mit Heimat-tümelnder Fernsehshow-Rührseligkeit haben sie übrigens alle nichts am Hut, der in Altenau bei der Blaskapelle als kleines Trachtenhütchen recht verwegen auf dem Hinterkopf sitzt.
    Das Ensemble war 1954 von Sudetendeutschen gegründet worden, die nach dem Krieg in Altenau eine neue Heimat fanden. Klarinettist Alexander Klein ist seit fünfzehn Jahren der Dirigent. Egerländer Klänge wie bayerische Melodien fehlen ebenso wenig wie konzertante Musik bei so einer "Mucke". Hauptsache ist die Gaudi!
    "Wir mucken nur zur Freizeit, eigentlich nicht für das Geld, sondern weil es uns Spaß macht und wenn es gut läuft, ist es eine geile Mucke und Spaß machen tut es aber meistens."
    Vom Sportler zum Hornisten
    Vom Land in die Stadt, von den Ammergauer Alpen in die bayerische Landeshauptstadt. Vom traditionellen "Blech" zum "Klassisch-Blech". Der Hornist Christian Loferer, seit 2005 an der renommierten Münchener Staatsoper, sitzt im Orchestergraben allerdings bei den Holzbläsern, deren weicheres Klangbild mit dem des Horns besonders schön harmoniert. Warum aber sollte es nun gerade Horn sein?
    "Eigentlich war es ein Missverständnis. Ich muss sagen, ich komme eigentlich aus der sportlichen Ecke, habe alle möglichen Sportarten gemacht, war sehr aktiver Eishockey-Spieler, war Eishockey-Torhüter. Dann war ich im Ski-Team, bin da Abfahrt gefahren."
    Der Mittdreißiger stammt aus dem Chiemgau, aus Schleching an der Grenze zu Österreich. Als sich fünf Musikanten der örtlichen Blaskapelle für ein neues Ensemble zusammentun, gehen sie auf Talentsuche von Haus zu Haus und stellen die einzelnen Blechinstrumente vor – auch dem Jungsportler Christian. Tuba, Posaune -
    "… und eben auch Horn und ich dachte komischerweise sofort an ein Jagdhorn, wahrscheinlich deswegen, weil, wir haben zwei kleine Wäldchen zu Hause, mein Vater ist Forstwirt und ich war oft mit ihm im Wald. Fand ich irgendwie toll."
    Das junge Talent wird rasch gefördert, das Hockeyspielen wird immer weniger. Bei der heimischen Blasmusik ist er gern dabei und gründet bereits als junger Musikstudent ein eigenes Brass-Quintett. Hier im Orchesterprobesaal wird es "klassisch" mit dem Bayern Richard Strauss:
    "Das ist aber genau bei Sonnenaufgang, bida, bada, bidam, und da gibt eben auch eine Stelle in diesen Hörnern drin, also das ist so ein klassisches Motiv aus Strauss' Alpensinfonie, 'Auf dem Gipfel', wo man wirklich vor Augen hat, diese unfassbare Weite."
    Oft hat er sie sich erklettert, die Berge seiner südbayerischen Heimat, direkt vor der Haustür - Gleich angrenzend der Wald zum Spielen, hinterm Haus ging es hoch auf den Berg, wunderbare Seen, wirklich, Bayern, wo man sagt, es sind alle Klischees erfüllt."
    "Bayerisch Blech" muss nicht immer "Humptata-Musik" sein
    Bereits vor einiger Zeit hat Christian Loferer mit dem Bläserensemble "munich brass connection" die moderne Phantasie "Mythos" von Hans Kröll über den "Kini" aufgenommen, den unglücklichen König Ludwig II. - "Bayerisch Blech" muß beileibe nicht immer "Humptata-Musik" sein!
    Hinweis: Die Recherche wurde unterstützt von der Bayern-Tourismus Marketing GmbH.