Bauer hatte Wolfgang Wagner 1989 das Versprechen gegeben, die Geschichte der Bayreuther Festspiele ausschließlich anhand von Quellen zu schreiben. Furchtbar habe er bei der Arbeit die "Wahnfried-Ideologie" empfunden, sagte er. Diese ideologische Leitlinie habe die zweite Ehefrau Wagners Cosima 1896 durchgeführt, indem sie aus Wagners Weltgleichnis des Antagonismus von Macht und Liebe eine Germanen-Oper gemacht habe. Die Terminologie, die die Wahnfried-Jünger damals aufgestellt hätten, sei bis ins Dritte Reich zu verfolgen. "Das war für mich nicht nur das Erstaunliche, sondern auch das Empörendste", so Bauer. Laut ihm musste das Dritte Reich nur das übernehmen, was von den Anhängern der Wahnfried-Ideologie aufgestellt worden sei - wie auch der Schriftsteller von populärwissenschaftlichen Wangner-Publikationen Houston Stewart Chamberlain.
Kein Fazit zu Katharina Wagner
In seinem Buch hat sich Bauer mit jedem Festspiel-Jahr beschäftigt. "Es ist die erste umfassende Beschäftigung mit diesem Thema und zwar von der allerersten Erwähnung von einem Festspielhaus in einem Brief von Richard Wagner aus dem Jahr 1850. Dann die Auseinandersetzung um den neuen Stil, um die Ablösung von der großen historischen Oper und hin zum Mythos." Dass er in seinem Buch "Die Geschichte der Bayreuther Festspiele" die Zeit ab 2000 nur in einem Kapitel zusammengefasst habe, liege daran, dass ihm als Theaterwissenschaftler zu dieser Zeit die nötige Distanz fehle. Zu der aktuellen Festspielleiterin Katharina Wagner könne er bislang kein Fazit ziehen: "Sie ist ja noch am Zug." Das sei erst möglich, wenn sie in den Ruhestand gehe. "Ich lasse offen, wie es weitergeht."
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