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Beratung und Technik

40 PCs, Drucker und Scanner: Das Learning Resources Center in der Göttinger Unibibliothek. Ein heller, großer Raum, etwa 400 Quadratmeter. Die Klimaanlage sorgt für saubere Luft. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, Computer finden sich schließlich in allen Bibliotheken. Was also erwartet die Benutzer hier? Tobias Möller-Walsdorf, der Leiter der Einrichtung:

Von Ulrich Kurzer |
    "In diesem Raum können Studierende, Lehrende, Forscher verschiedene Services nutzen, es stehen ihnen dort PC-Arbeitsplätze zur Verfügung, sie können hier drucken, sie können im Internet recherchieren, sie können unterschiedliche Softwareanwendungen, Grafikverarbeitung, desktop-publishing, nutzen, Scanner, Diascanner, unterschiedlichste Angebote finden sie in den Räumen."

    Das ist verlockend und entsprechend gut sind die Arbeitsplätze im Learning Resources Center belegt. Besonderer Wert wird auf die qualifizierte Beratung der Nutzer gelegt.

    "Studierende, Lehrende und Forscher werden von uns unterstützt bei der Nutzung der neuen Technologien. Es ist einfach so, dass man Vieles von dem, was sich entwickelt, was an Technik entsteht, was an Software neu auf den Markt kommt, schwer zu verstehen ist, man braucht einfach Beratung, man braucht Unterstützung im Einsatz dieser Techniken und dafür sind wir da im Learning Resources Center."

    Die Historikern Hedwig Röckelein nutzt die Einrichtung regelmäßig. Zum einen verwaltet sie ihre Lehrveranstaltungen über das Lernmanagementprogramm "Stud.IP". Ausserdem beteiligt sie sich an einem Projekt der Philosophischen Fakultät zur Digitalisierung visueller Medien.

    "Lehrmaterialien und auch Forschungsmaterialien werden in zentralen Pools zusammengefaßt, digital, zum Teil neue Materialien eingegeben, aber zum Teil eben auch Materialien, die bislang auf anderen Medienträgern verwendet worden sind, Dias, Folien, gedruckte Publikationen mit denen wir ja seit Jahrzehnten arbeiten, werden Stück um Stück eingescannt und dann in einen gemeinsamen Pool gegeben, auf den dann (...) die Dozenten Zugriff haben, um ihre Lehrveranstaltungen mit Bildmaterial aufrüsten zu können."

    Auch der Mathematiker Stefan Koospal nutzt die Möglichkeiten des Learning Resources Center . Er produziert Videoaufzeichnungen seiner Vorlesungen, so dass seine Studenten den Unterrichtsstoff nachbearbeiten können.

    "(Und) bei so Aufzeichnungen is' halt der Punkt, dass das nicht so'n Videofilm ist, man kann genau an den Punkt springen der einen interessiert, man muss nicht die ganze Aufzeichnung durchschauen und das finde ich ganz spannend für Nacharbeit. Meistens hat man ja sozusagen 60 bis 70 oder 80 % der Vorlesung verstanden, man will nur einen Punkt vielleicht wiederholt haben, und das ist ganz wichtig, da 'reinspringen zu können."

    Ein Studium ohne gründliche Kenntnisse im Umgang mit digitalen Medien wird in Zukunft unmöglich sein. Doch darüber wird manchmal vergessen, wie wichtig zum Beispiel klassische Literatur-Recherche oder gründliches Quellenstudium sind. Hedwig Röckelein kritisiert den allzu gutgläubigen Umgang Studierender mit Informationen aus dem Internet.

    "Studenten gehen immer mehr dazu über, nur noch übers Internet zu bibliographieren, dass heißt, sie nutzen die traditionellen gedruckten Bibliographien nicht mehr, die für fundiertes wissenschaftliches Arbeiten aber nach wie vor unbedingt benutzt werden müssen."

    Gehen die Kenntnisse darüber verloren, wie mit traditionellen Medien gearbeitet werden muß, so leidet die Qualität der abgelieferten Seminararbeiten. Da hilft es auch nichts, wenn ein dürftiges Referat mit Farblaserausdruck, Folien oder Power-Point-Präsentation aufgemotzt wird. Was schlecht ist, wird dadurch nicht besser. Und auch die vielfältigen Möglichkeiten, im Internet gefundene Referate und Übungsaufgaben zu kopieren, beeinträchtigen die Studienleistungen, ergänzt Stefan Koospal.

    "Ich stell' ne Übungsaufgabe, das habe ich letztes Semester erlebt, und dann wird im Wikipedia was kopiert, und dann stell' ich die Übungsaufgabe in der Klausur etwas anders, und dann, dann wird klar, dass überhaupt kein Zusammenhang sozusagen gedanklich gemacht wurde."