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Berresheim wollte eigentlich Filmemacher werden

Der Aachener Tim Berresheim mag es lieber laut. Berühmt geworden als Musiker ist er mit CDs, die er mit Jonathan Meese veröffentlicht hat.

Von Susanne Luerweg und Sabine Oelze | 03.10.2013
    Steckbrief Tim Berresheim
    Geboren 1975 in Heinsberg
    Studium: Kunsthochschule Braunschweig, abgebrochen
    2000-2002: Assistent von Albert Oehlen in Düsseldorf
    2004: Mitbetreiber des Kunstraums Brotherslasher in Köln
    2005: erste Plattenveröffentlichung zusammen mit Jonathan Meese
    Zahlreiche Ausstellungen, unter anderem in New York und in Los Angeles
    Betreiber des Labels: New Amerika


    "Ja, wir sind hier in meinem Atelier in Aachen und ja das ist der Platz, wo ich jetzt arbeite. Hier ist auch die Musikproduktion, die ist hier neben dran und das ist ja hier nicht so ein klassisches Künstleratelier, sondern sieht eher aus wie ein Büro, ne ... ''"

    Ein Raum vollgestopft mit Computern, nichts erinnert an das Atelier eines Malers. Keine Leinwände, Farben, Pinsel stehen herum und keine Spur von Klecksen auf dem Boden. In den Regalen stehen ordentlich aufgereiht Vinylplatten und Kassetten. Eine analoge Musikwelt paktiert bei Tim Berresheim mit einer digitalen Kunstproduktion.

    ""Ja, aber die Kunst, die im Digitalen unterwegs ist, hat ja trotzdem einen physikalischen Ausdruck. Es entsteht ja dann hinterher ein Fotoabzug, meistens oder ein Siebdruck. Und an diesem Objekthaften möchte ich schon festhalten. Es muss immer für mich noch ein Objekt dabei rauskommen. Sei es eine Kassette, eine Scheibe oder eine CD notfalls."

    Tim Berresheim hat schon unzählige Kassetten, Platten, CDs herausgebracht. Meistens auf seinem eigenen Label New America. Mal scheinen seine Bilder und seine Musik zu korrespondieren, mal bewegen sie sich gerade in parallelen Welten. Seine ersten musikalischen Gehversuche unternahm er zusammen mit Jonathan Meese. Die beiden lernten sich vor rund zehn Jahren kennen und waren sich schnell einig, dass sie zusammen Platten machen wollten.

    "Damals war der Jonathan auf dem Weg, ein Kunststar zu sein und dementsprechend war dessen Stundenplan. Das hieß Freitagsabends kommen, samstagmittags, er hatte dann einen ICE schon gebucht, in 12 Stunden wollten wir, dass da was bei rauskommt bei dem Treffen."

    Tim Berresheim wollte eigentlich Filmemacher werden. Doch an der Braunschweiger Kunsthochschule entdeckte er sein Interesse und seine Begeisterung für die bildende Kunst und für digitale Bilder. Sein Studium war allerdings nur von kurzer Dauer.

    "Dann wollte ich halt diesen Ausstellungsraum machen und ja da gab es nicht die Notwendigkeit da noch rumzusitzen und gerade bei dem, was mich interessiert - die Herstellung digitaler Bilder ist ja zum damaligen Zeitpunkt - ich weiß nicht, wie es sich heute geändert hat - ist ja wenig zu holen an Kunstakademien an Know-how."

    Er verlässt die Akademie ohne Abschluss, wird Assistent in Düsseldorf bei Albert Oehlen, eröffnet einen eigenen Ausstellungsraum namens Brotherslasher in Köln und macht weiter Musik.

    "Sie ist direkt abstrakter und da kann man sich was abholen. Da übt man so das Loslassen so an Gesinnung und wie sagt man an ja Ikonografien oder an Moden oder so einem Kram."

    Tim Berresheim will aufrühren - wie auch seine Kunst. Seine Bilder spielen mit den Perspektiven, abstrakte grelle Farbspuren legen sich übereinander, häufig sind sie optisch verzerrt und mehrdimensional. Eine Serie unbehaarter Figuren setzte auf Schauereffekte.

    "Jetzt ist der Versuch einen anderen Alarmzustand zu finden. Ein Alarmzustand, der eher in einer Hab-acht-Haltung funktioniert. Also nicht im negativen, in der Angst, Furcht und Abweisenden und auch nicht in dem anderen Alarm, in der Euphorie oder in der Freude, im Ekzesse, sondern in der Mitte."

    Berresheim repräsentiert auf eine unaufgeregte Weise einen Künstler der Jetztzeit, der weder gerne als Musiker auf der Bühne noch sich gerne ins Rampenlicht der Vernissagen begibt. Dabei sind einige seiner Lieder durchaus konzertfähig.

    "Vielleicht Tattoo rock und das ist dann sehr ähnlich zu einer Rockband."